China: Extrem massive Regenfälle bedrohen Mega-Staudamm – 400 Mio. Menschen in Gefahr – Regenzeit kommt erst noch

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Dreischluchtendamm, Hauptwall, 2006, Bild: Wikimedia commons, Christoph Filnkößl, CC BY-SA 3.0

Von Niki Vogt und einem Informanten

Wieder ist die berühmte Drei-Schluchten-Talsperre (三峽大壩 / 三峡大坝) in China in Gefahr. Die chinesische Regierung verbreitet Zuversicht und beruhigt die Bevölkerung. Aber die Staumauer der riesigen Talsperre ist in großer Gefahr. Von einer Vertrauensperson habe ich einen kurzen Bericht zur aktuellen Lage bekommen. Doch zuerst ein paar Informationen zu dem Drei-Schluchten-Damm,

Ein Satellitenfoto von Google Earth aus dem Jahr 2018 zeigt es: Der riesige Drei-Schluchten Damm in China hat schwere strukturelle Probleme. Die massive Staudamm-Mauer gibt offensichtlich unter dem immensen Druck nach. Das war schon vor drei Jahren zu sehen, doch nun hat eine riesige Flutwelle durch katastrophale Niederschläge die Situation noch deutlich verschlimmert. Bricht der Damm, könnten Millionen Chinesen, die unterhalb des Staudammes leben, sterben. Die chinesische Führung war hochnervös.

Ein Vergleich der Google Earth Aufnahmen zeigt die Deformation der Staumauer schon 2018. Foto: Google Earth/Leng Shan

 

Die Führung in Peking beruhigte die Anwohner schon im Juli 2020: Der Staudamm sei stabil, es bestehe kein Grund zur Sorge. Auch die Betreibergesellschaft des Staudammes und des dazugehörigen Wasserkraftwerkes versicherte in den ersten Julitagen noch, es sei alles sicher und man müsse keine Bedenken hinsichtlich der Sicherheit  haben. Das Wasserkraftwerk produziert so viel Strom wie 16 Atomkraftwerke. Die chinesische Führung ist stolz auf das Mega-Projekt „wasserwirtschaftliches Drehkreuz der Drei-Schluchten-Region“ (amtlich: 長江三峽水利樞紐 / 长江三峡水利枢纽 ).

Doch die Anwohner unterhalb des schon damals instabil gewordenen Damms sind sehr unsicher und ängstlich und versuchten damals schon, sich in höhere Gebiete zu retten und dort Unterkünfte und Hochwasser-Schutzanlagen zu bauen, nachdem die letzten massiven Regenfluten, die in großen Mengen in den Drei-Schluchten Stausee geflossen waren und den Damm noch weiter unter Druck brachten. Dann rollte auch noch eine neue Hochwasserwelle auf den Damm zu, die der Jangtse-Fluss durch die anhaltenden, heftigen Regenfälle mit ca. 50 Millionen Litern Wasser pro Sekunde in den Stausee schob.

Modell der Dreischluchten-Staumauer am Jangtsekiang Aufnahme vom 9.11.2002. Bild: Wikipedia, Thomas Matthes, Bildlizenz: GNU-FDL, CC BY-SA 3.0

Die Schleusen des Dammes wurden in den letzten Julitagen 2020 für eine Notentladung geöffnet, um das kritische Hochwasser zu reduzieren. Mit Donnergebrüll und Gischtgebirgen schossen unglaubliche Wassermassen zu Tal, ein erschreckender Anblick. Aber ein Pappenstiel gegen das, was ansonsten drohte. Auch, wenn die nächste Wasserlawine durch Notablass etwas abgefangen werden konnte, ist der Damm noch weiter geschädigt worden als vorher. Kein Wunder: Der Stausee hatte den Berechnungen zufolge innerhalb von zehn Tagen zusätzliche zehn Billionen Liter auffangen müssen.

Die Asia Times berichtete ebenfalls von den hektischen und verzweifelten Maßnahmen, die Menschen in Sicherheit zu bringen und den Damm vor dem Brechen zu schützen.

Wikipedia schreibt über den Jangtse-Fluss:

Der Jangtsekiang (in China) ist mit 6.380 km der längste Strom Chinas und der drittlängste der Erde. Auf seinem Weg fließt er vom tibetischen Hochland durch das Rote Becken, dann durch die Drei Schluchten und schließlich in die Ebene von Yichang, bis er bei Shanghai ins Ostchinesische Meer mündet. Sein Einzugsgebiet ist knapp zwei Millionen Quadratkilometer groß; es umfasst den Lebensraum eines Drittels der chinesischen Bevölkerung (Gesamtpopulation etwa 1,3 Mrd. Menschen) und 25 % des chinesischen Ackerlandes.

Dies ist die Information, die ich bekommen habe:

Der Drei-Schluchtenstaudamm war von Anfang an ein politisches Projekt. Die Staumauer ist 185 Metern hoch und 2.309 Meter lang. Gegen den Willen des Großteils der Bevölkerung wurde dieser gigantische Staudamm gebaut. Schon bei der Planung verfuhr man rigoros. Der Onkel eines chinesischen Freundes sollte als Geologe ein Gutachten erstellen, in dem der Bau des Staudamms bewertet werden sollte. Das Gutachten kam aber zu dem Schluss, dass der Staudamm nicht gebaut werden sollte, da durch den Wasserdruck Erdbeben in Sichuan provoziert werden und der Stein, auf dem der Staudamm gebaut werden soll unterspült wird. Dieses Ergebnis war aber ganz und gar nicht erwünscht. Der Geologe sollte sein Gutachten zu Gunsten des Staudammes ändern, was er nicht tat, weshalb er heute in der Industrie tätig ist.

Schon letztes Jahr brachten schwere Regenfälle die Staumauer an ihre Grenzen, wie beschrieben. Die Angst wuchs, denn viele ältere Staudämme aus der Mao Zeit sind eingebrochen und andere mussten eingerissen werden, um den Druck auf den 3-Schluchten-Staudamm zu reduzieren. Es sollen sogar 8,9 Millionen Liter Wasser pro Sekunde abgelassen worden sein, um ein Überfluten zu verhindern. Dadurch hat das Unesco-Weltkulturerbe „Regenbogenbrücke“ Schaden genommen und Wuhan stand unter Wasser. Selbst die Stadt ChongQing hatte Hochwasser, obwohl hier der Wasserpegel eigentlich auslaufen sollte.

Bilder von Bushaltestellen zeigen, dass diese teils ca. 10m unter Wasser standen, sodass ich von einem Hochwasserpegel in ChongQing von ca. 15 bis zu 17m ausgehe. Das war die schreckliche Situation im Jahre 2020 und selbst die chinesische Regierung gab zu, dass sich der Staudamm unter dem Wasserdruck bewegt hat. Aber alles sei angeblich noch im Toleranzbereich geblieben sein. Am 19. Juli 2020 betrug der Pegel nach Angabe der Drei-Schluchten-Corporation 164,18 Meter und am 20. August 165,6 Meter  – und lag damit für über einen Monat 20 m über der normalen Warnstufe. Soviel zum Toleranzbereich.

Dieses Jahr erhalte ich bereits Meldungen von US-Bloggern, die von massiven Regenfällen, gewollten Dammeinrissen zur Entlastung des 3-Schluchten-Staudammes berichten. Da ich sonst nirgendwo Nachrichten erhalten habe, habe ich meine Freunde vor Ort in China kontaktiert und sie bestätigten mir Folgendes:

In diesem Jahr hat es bereits jetzt schon massive Regenfälle gegeben und der Pegelstand ist hoch, wenn auch deutlich niedriger, als die US-Medien behaupten. Also, ChongQing hat noch lange kein Hochwasser. Aber es wurden zur Entlastung bereits Dämme eingebrochen, um Hinterland zu fluten. Die chinesische Regierung spricht von Aktivitäten von nationaler Tragweite und bittet um Verständnis. Herr Präsident Xi war auch schon in der Krisenregion, aber nicht in den Überflutungsgebieten. Für die nächsten Tage sind weitere, massive Regenfälle prognostiziert und dabei hat die Regensaison eigentlich noch gar nicht angefangen.

Im Mai, wenn die Regenzeit beginnt, wird es sehr spannend werden. Ich hoffe, sehr, dass meine Befürchtungen, bzgl. des Staudammes haltlos sind und das chinesische Engineering, welches ich als erstklassig sehr schätze, Wunder vollbracht hat. Ich hoffe, dass ich nur amerikanischer Propaganda erlegen bin. Andernfalls, sollte der Damm brechen, wird diese Tragödie vielleicht Millionen Leben auslöschen und wirtschaftliche und politische Beben auslösen, deren Tragweite nicht abzuschätzen sind.

Mit freundlichen Grüßen.

Nicht nur der Verlust so vieler Menschenleben und riesiger landwirtschaftlicher Flächen als primärer Schaden würde ein schmerzlicher Schlag für China sein. Und nicht nur der Verlust an Vertrauen in die Regierung wäre für Chinas Führung ein Problem. Auch in der angespannten Lage zwischen den USA und China könnte ein gigantisches Unglück wie dieses – was Gott verhüten möge! – die Waage der Macht zwischen den beiden Großmächten zu Ungunsten Chinas neigen. Was das für China, die USA und die Welt bedeuten würde, ist schwer abzuschätzen.