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von Niki Vogt
Zur Zeit sind die Seiten der freien Presse mit den Erwartungen an Präsident Trump zur Beseitigung von Menschenhandel und Kinderhandel voll. Der Mainstream duckt sich weg und meidet das Thema. Daher weiß der größte Teil der Menschen überhaupt nicht, was da (hoffentlich) im Hintergrund passiert. Es wird sie wie ein Keulenschlag treffen, sollte Trump wirklich das tun, was er bzw. sein „Spokesman“ QAnon angekündigt hat. Dabei ist das Töten, Quälen und Mißbrauchen von Kindern schon lange hier in Europa und in der ganzen Welt leider Usus.
Wer denkt, dass die Welt früher irgendwie „besser“ war, der irrt.
Es ist ein gruseliges Kapitel der irischen Geschichte, was da zögerlich und nach und nach ans Licht der Öffentlichkeit kommt. In dem irischen Städtchen Tuam, direkt neben der alten Kathedrale, liegt ein kleiner Friedhof. Und ein ehemaliges Heim für ledige Mütter, das „St. Mary’s Mother and Baby-Home“. Der 3000-Seelen-Ort ist beschaulich, fast romantisch, in der Hauptstraße kuscheln sich alte, kleine bunte Häuschen aneinander, eine Idylle. Doch was sich hinter den Heimmauern für ledige Mütter abspielte, war es nicht. Hier starben fast 800 Kinder, soweit man bisher weiß. Wahrscheinlich ist die Zahl deutlich höher. Man befürchtet, unter dem neuen Kinderspielplatz auf dem Grundstück von „St. Mary’s“ könnten noch viele weitere Kinderleichen liegen. Möglicherweise 1.000 Kinderskelette oder mehr.
Unzählige Kinderskelette im Keller und Garten – es interessierte niemanden
Für viele alleinstehende Mütter und ihre Kinder war dieser Ort vor etwa 55 Jahren die pure Hölle. Als unverheiratete Mütter waren sie Abschaum, ihre Kinder waren „Kinder der Schande“. In dem Mutter-Kind-Heim wurden sie gedemütigt, für Hungerlohn ausgebeutet und ihre toten Kinder wie Müll weggeworfen und notdürftig verscharrt. Doch das Leid rüttelte niemanden auf. Viele Jahre ging es so, ohne dass jemand einschritt. Gerüchte gab es … und 1975 fanden spielende Jungen in einer früheren Klärgrube ein paar Kinderskelette. Es hieß, das sei ein vergessenes Grab, der Priester segnete die kleinen Knochen ein und man ging der Sache nicht nach.
Erst 2017 bemühte sich eine offizielle Untersuchungskommission herauszufinden, was an den Gerüchten dran war. Man grub auf dem Grundstück des Heims und wurde fündig: Ein Massengrab mit zahllosen Kinderleichen kam zutage. Ein Zeugnis des unvorstellbaren Horrors, des Abgrundes der Grausamkeit und Unmenschlichkeit, die hinter diesen Mauern roh und mörderisch gewütet hatte. Es gab dort zwanzig unterirdische Kellerkammern, in 17 davon wurden „menschliche Überreste in erheblichen Mengen“ aufgefunden. Es waren ungeborene Kinder aus der 35sten Schwangerschaftswoche bis zu dreijährigen Kleinkindern, berichtete die Kommission. Das Heim wurde 36 Jahre lang betrieben, Jahrzehnte unbeschreiblicher Grausamkeit, denn die kleinen Leichen stammen höchstwahrscheinlich alle genau aus diesem Zeitraum.
Das Anwesen gehörte dem römisch-katholischen Frauen-Pflegeorden „The Sisters of Bon Secours“ (die Schwestern der Guten Hilfe). Dieser Krankenpflege-Orden ist 1824 in Paris gegründet worden. Inzwischen betreibt die Ordensgemeinschaft eine der größten privaten Klinik-Gruppen in Irland. An der Aufklärung der Vorgänge um die Kindermassengräber zeigt der Orden bisher kein großes Interesse.
Das Mutter- und Babyheim – eine Kinderhölle
Es müssen nach den Berichten der Anwohner Hunderte solcher Kinder in dem Heim gelebt haben. Ein ehemaliger Bewohner, JP Rodgers, sagte, es „habe ihn an eine Kaninchenkolonie“ erinnert. Auch er war einmal eines dieser ständig kranken Kinder. Und er berichtet, die toten Kinder wurden wie Abfall entsorgt. Jeder war mit irgendwas angesteckt, jeder litt unter irgendetwas. Er habe als kleines Kind einfach stundenlang allein irgendwo in dem Heim gestanden, voller Angst und jedem misstrauend. Er sei Monat um Monat endlos lange krank gewesen. Aber er habe überlebt und sich wieder erholt. Mit fünf Jahren kam er zu Zieheltern. Sie suchten sich ihn aus der Kinderschar aus. Bitter bemerkt er: „Das Tuam Mother and Baby Home war wahrscheinlich Irlands erster Supermarkt, wo die Leute kamen und Kinder auswählten, so, wie man man Artikel aus dem Regal nimmt.“
Als er erwachsen wurde, erlebte er, dass auch in Familien Kinder starben, aber sie wurden von der trauernden Familie in Würde begraben. „Meine Erinnerung an das Erwachsenwerden war, dass in jeder Gemeinde, als ein Kind oder Kleinkind starb, eine Messe und eine Beerdigung auf dem Friedhof stattfanden. Sie wurden als Menschen mit großer Würde und Respekt begraben. Warum wurde das nicht für diese kleinen Kinder getan? Was war los mit ihnen? Sie wurden einfach wie Müll rausgeschmissen.“
Tausende Kinderleichen verscharrt oder für 65 Cent verkauft
Das Tuam Mother and Baby Home war aber kein Einzelfall. Überall in Irland gab es solche Heime und die damaligen Zustände haben sich nicht sehr voneinander unterschieden. Es gibt viele Belege und Aussagen Betroffener, die überdies noch von sexuellen, gewalttätigen und emotionalen Misshandlungen berichten. Misshandlungen und Unterernährung waren Standard. Die Ermittler untersuchten Fälle aus den Jahren 1922 bis 1995 in solchen kirchlichen Einrichtungen, staatlichen Heimen und Einrichtungen von Wohlfahrtsverbänden. Die Einrichtungen haben größtenteils lange versucht, ihren Ruf zu schützen – und damit auch die Täter: Priester und Nonnen, die ihre Schützlinge körperlich und emotional missbrauchten. Zur Zeit werden auch die Todesursachen der Kinder von den Pathologen untersucht. Es müssen in ganz Irland viele Tausende Kinder gewesen sein.
Der Bericht einer Ermittlungskommission in Bessborough (Cork) fand heraus, dass mehr als 900 Kinder in dem dortigen „Mother and Baby Home“ gestorben sind. Es sind aber bei weitem nicht so viele Kinderskelette gefunden worden. Und noch ein grausiges Detail wird in dem Bericht erwähnt: Viele tote Babys und Kleinkindkörper sind wahrscheinlich damals für 10 Shilling (ca. 65 Cent) von einem der Pförtner des Heims an eine medizinische Schule verkauft worden. Sie hatten nicht einmal Namen, sondern wurden als „Anatomische Gegenstände“ bezeichnet. Es gibt Vermutungen, dass manche Kinder einfach als Schweinefutter verkauft wurden. Es gab meistens kein christliches Begräbnis für diese kleinen Jungen und Mädchen. Viele sind wohl einfach verschwunden und niemand weiß, was mit ihren Körperchen geschehen ist.
Tuam lag nicht auf dem Irland-Reiseplan des Papstes
Die Historikerin Catherine Corless aus Tuam hatte den Fall ins Rollen gebracht. 2012 veröffentlichte sie einen Artikel in einer Lokalzeitung, der enthüllte, dass 796 Kinder, die meisten von ihnen Babys und Kleinkinder, während der 36 Betriebsjahre im Heim gestorben waren. Aber nur für ein Kind konnte sie nachweisen, dass es beerdigt worden war.
Als Papst Franziskus im August 2018 Westirland und den heiligen Marienschrein von Knock besuchte, wäre Tuam gleich um die Ecke gelegen. Überlebende und Opfer des Heimes hatten Proteste angekündigt. Papst Franziskus hielt es nicht für nötig, sich in Tuam sehen zu lassen.
Wen wundert es?