Niki Vogt auf Telegram folgen
von Niki Vogt
Seit einigen Tagen sind nun tatsächlich russische Truppen in der Ukraine. Ich möchte mich hier nicht pro oder kontra eine Seite äußern. Es ist leider zum Verzweifeln und wir können von Portugal bis zur chinesischen Grenze alle nur beten, dass das Schlimmste nicht passieren wird. Präsident Putin hat die Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Jetzt zittert man auch in den USA. WIe gesagt: Hoffen und beten. Aber was heißt das genau? Militär- und Sicherheitsexperte Thomas Wiegold gibt im ntv Interview eine Einschätzung:
Thomas Wiegold: Es bedeutet, dass die sogenannten Abschreckungsstreitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt worden sind. Das sind nicht nur, aber auch die Atomstreitkräfte. Es sind auch andere Luftwaffenteile mit Überschallraketen. Also es ist ein gewisser Mix an im weitesten Sinne konventioneller und atomarer Bewaffnung. Aber insgesamt sind es die Truppenteile, die als Rückhalt da sind, die nicht abgefangen werden können, bei denen der Gegner keine wirkliche Gegenwehr hat. Es ist also schon ein Alarmzeichen, dass Putin offensichtlich bereit scheint, den ganz großen Knüppel rauszuholen.
Nun werde ich immer wieder gefragt in Leserbriefen, was denn nun passieren wird. Und warum das Ganze denn so hochkocht. Dankenswerterweise hat sich gerade einer der US-amerikanischen Chef-Geostrategen, Herr George Friedman vom Informations- und „Stratfor“, in dieser Sache geäußert. Stratfor ist ein privates Unternehmen und ein US-amerikanischer Informationsdienst, der Analysen, Berichte und Zukunftsprojektionen zur Geopolitik, zu Sicherheitsfragen und Konflikten erstellt und recherchiert. Beispielsweise greifen einige internationale Konzerne, insbesondere aus der Rohstoffbranche, auf Stratfor zurück. Außerdem werden auch staatliche Organisationen mit Informationen versorgt. Viele größere US-amerikanische Medien verwenden Stratfor für Hintergrundinformationen oder als Quelle. Auch deutschsprachige Medien nutzen Stratfor.
Es wird für viele sehr ernüchternd sein, diese Analyse von ihm zu hören. Wer ihn länger kennt weiß, dass er das, was er hier sagt, schon lange vertritt und es deckt sich auch mit der US-Amerikanischen Politik seit dem Zweiten Weltkrieg. Ich kann nur wärmstens empfehlen, sich diese zehn Minuten anzuhören, es ist deutsch übersetzt und mit deutschen Untertiteln bestückt. Dann wird manchem ein Kronleuchter aufgehen:
Ein kleiner Hoffnungsschimmer dämmert herauf: Der ukrainische Präsident Selenskyj geht auf das Angebot Präsident Putins zu Verhandlungen ein. Laut n-tv:
„Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigt sich angesichts der geplanten Friedensverhandlungen mit Russland skeptisch. „Ich glaube nicht an ein Ergebnis dieses Treffens, aber lasst es uns versuchen“, sagte er in einer Stellungnahme. Er versuche, den Krieg zu stoppen, solange es eine minimale Chance gebe. Daran dürfe kein einziger Ukrainer zweifeln. Er hatte zuvor betont, dass der Ukraine keine Bedingungen für die Gespräche an der ukrainisch-belarussischen Grenze ggestellt worden seien.
Herr Präsident Selenskyj wird natürlich bei diesem Treffen das versuchen (müssen) durchzubekommen, was die Amerikaner wollen und wofür sie ihm die Leitplanken gezeigt haben. Ansonsten wäre er sicher keine Minute länger im Amt. Andererseits kann ich persönlich mir nicht vorstellen, wie ein ehemaliger Fernseh-Comedian und heutiger ukrainischer Präsident sich gegen jemanden von dem Format Präsident Putins durchsetzen will. Vielleicht wird Herr Präsident Selenskyj aber auch einen zuverlässigen Berater und Betreuer aus Washington zur Seite gestellt bekommen.
Natürlich werden gerade in solchen Situationen ganz besonders aggressive Propaganda bis hin zu faustdicken Lügen eingesetzt. Das war immer so und wird immer so sein. „Das erste Opfer im Krieg ist die Wahrheit“. Wir werden hier im Westen mit westlicher, antirussischer Propaganda beschallt und auf der anderen Seite umgekehrt mit russischer, antiwestlicher Propaganda. Man sollte aber seine Augen nicht davor verschließen, was es an Informationen aus dem Donbass und der Ukraine gibt. Mit einem kritischen Blick natürlich, aber den brauchen wir auch gegenüber der westlichen Propaganda. Die Seite n-tv.de ist zumindest keine antirussische Hetz-Seite und berichtet recht sachlich.
Dann gibt es noch eine Seite, die schon 2014 über die Geschehnisse vor Ort mit vielen Videos und Nachrichten informierte: „Bürgerinitiative für den Frieden„. Sie ist auf Telegram mit täglich neuen Nachrichten zu erreichen. Auch bevor die Krise in der Ukraine sich zuspitzte, gab es dort immer wieder die Berichte, wie im Donbass die Kiewer Regierungstruppen gnadenlos in die Donbassrepubliken hineinschossen, mit Artillerie und Luftangriffen. Über die toten Zivilisten im Donbass hat sich niemand hier so aufgeregt. Und dieser systematischen Mord an der Zivilbevölkerung dort geht schon seit über sieben Jahren. Das mal an die Adresse derer, die Gift und Galle über den „bösen Russen“ speien. Ich hatte damals auch einige gute Kontakte in die Ukraine und den Donbass und habe entsetzliche, erschütternde Bilder gesehen, was dort der Zivilbevölkerung angetan wurde.
Es ist auch nicht so, dass gefangene ukrainische Soldaten von den russischen Soldaten „abgeknallt werden, wie die Hasen“. Sie werden, wie es der Kodex vorschreibt, in russischen Feldlazaretten versorgt, wenn sie verwundet wurden.
Und es gibt viele Aufnahmen von Dörfern und Häusern im Donbass, die von den Kiewer Truppen zusammengeschossen werden. Kiewer Militär dringt auch laufend in die Donbassrepubliken ein – oder versucht es zumindest.
Manche schrecklichen Bilder der Zerstörung werden auch ersteinmal den russischen Truppen angelastet – und nachher stellt sich heraus, dass es Fehlstarts der Raketen der Kiewer Regierung sind, wie das hier:
Und so sieht das patriotisch-edle Wirken der „guten, westlichen Seite“ im Donbass aus. Die Rakete wurde abgefangen, sonst hätte das dort noch ganz anders ausgesehen:
Es wird berichtet, dass praktisch alle Männer in der Westukraine zu den Waffen drängen. Andererseits muss aber ein Verbot für Männer zwischen 18 und 60 Jahren verhängt werden, das Land nicht zu verlassen. Hier sieht man die vollen Bahnsteige, auf denen sich die Leute in die Züge quetschen, um aus der Ukraine zu fliehen. Was verständlich ist.
Und viele Westukrainischhe Zwangsverpflichtete haben keine Lust auf Krieg und Leute erschießen oder erschossen zu werden und wählen lieber die Kapitulation:
Auch hier ein Trüppchen Grenzschutzsoldaten …
Das Artilleriefeuer und der Raketenbeschuss auf die Städte und Zivilisten des Donbass hört nicht auf. Davon berichten die westlichen Medien nichts. Auf beiden Seiten der Fronten sterben Menschen – und es ist furchtbar. Niemandem, auf keiner von beiden Seiten wünscht man das.
Das sind Aufnahmen am Stadtrand von Kiew. Auch hier wird es nicht ohne Schwerverletzte und Tote abgehen. Es ist einfach unendlich grausam. Hoffentlich nimmt das bald ein Ende. Das Gespräch Putin/Macron könnte erste Ansätze bringen, zumal der russische Angriff angeblich langsamer und mühsamer vonstatten geht, als geplant. Das macht eher bereit zu Verhandlungen. Die Gespräche zwischen der russischen Delegation und der ukrainischen blieben leider ohne Ergebnis.