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von Niki Vogt
Der Präsident von Sri Lanka (vormals Ceylon), Gotabaya Rajapaksa, ist außer Landes geflohen. Premierminister Ranil Wickremesinghe ist bereit zu Rücktritt. Die riesige, aufgebrachte Menge hatte den Regierungspalast gestürmt, wie das Medium „India today“ berichtet:
Hier eine Aufnahme von wahrscheinlich einem Hochhaus gegenüber dem Regierungspalast in Colombo. Unmengen von Menschen sind gekommen, um ihrer Wut über Treibstoffmangel, fehlendes Diesel und Dauerstromausfall und steigende Lebensmittelpreise Luft zu machen. Man muss wissen, dass die Menschen in Sri Lanka auf kleinen Dieselöfchen kochen und brutzeln. Und da seit Juni so gut wie kein Sprit mehr zu bekommen ist, kocht bei den Bürgern Sri Lankas nur noch die Wut.
Colombo, Sri Lanka right now. The Presidential Palace has been stormed, President Gotabaya Rajapaksa is said to have fled. Unbelievable scenes. Live reports on @IndiaToday: https://t.co/p6JV6FzCub pic.twitter.com/8zlJdBfN2P
— Shiv Aroor (@ShivAroor) July 9, 2022
Das dürfte bei vielen Regierungen und Präsidenten eine Gänsehaut erzeugen, denn hier ist es zwar als erstes losgegangen, aber es wir nicht der einzige allgemeine Aufstand sein. Schauen wir in die Niederlande – und wir spüren überall, dass die Leute unruhig und zornig werden. In Sri Lanka wurden die Menschen auch durch die Corona-Krise gejagt, viele verloren alles und auch dort begreift man, dass die Regierung anstatt diese Krise zu meistern, nur alles noch viel schlimmer gemacht hat.
Auch hier findet man sich nun im dritten Jahr der Pandemie wieder – und nichts ist gelöst worden, nicht ist besser geworden, Corona ist nicht besiegt, die Impfung wirkt nicht und die Leute sind nur viel ärmer und kränker geworden. Insbesondere, weil wegen der Coronabedingten Reisebeschränkungen weltweit auch eine Haupteinnahmequelle der Sri Lanker vollkommen ausfiel: Der Tourismus. Das betrifft dort nicht nur Fluglinien, Hotels, Personal und Fremdenführer. Sehr viele Leute in den kleinen Geschäften, im Straßenverkauf, als Taxifahrer, Wäschereien, Herstellung von landestypischem Kunsthandwerk, Bauern, Schneidereien, sie alle leben hauptsächlich von dem Geld aus dem Tourismus. Und wenn sie keines verdienen, dann können sie und ihre Familien auch nicht die Dinge kaufen, die sie normalerweise brauchen. So frisst sich die Not durch fast alle Kanäle der Volkswirtschaft durch, bis das Wirtschaftsleben im Prinzip zum Stillstand kommt. Das kann überall passieren. Auch hier in Europa, in Deutschland.
Schon im April erklärte die Regierung den Staatsbankrott. Das führte sofort dazu, dass das Land keine Importe mehr bezahlen konnte, auf die es aber mangels industrieller Infrastruktur angewiesen ist. Medikamente sind kaum noch zu bekommen. Nun ist wegen der Erklärung des Staatsbankrotts der Wert der Landeswährung, die Sri-Lanka Rupie, ins Bodenlose gestürzt und man kann auch im Land praktisch nichts mehr dafür kaufen. Der Hunger greift um sich.
Während im Palast Luxus und alles vom Feinsten ist, die Klimaanlagen laufen – haben die Sri Lanker seit Wochen keinen Strom mehr.
Auch hier fiel der Regierung nichts anderes ein, als die prügelnde Polizei auf die unzufriedenen Leute zu hetzen. Auch hier fuhrwerkt die Regierung mit Lockdowns und Ausgangssperren herum. Schlussendlich platzte den Leuten der Kragen und sie kamen mit LKWs, Lieferautos, Bussen und mit dem Zug nach Colombo. Wieder einmal zeigt sich: Wenn das Volk wirklich losmarschiert, dann kann auch die Prügelpolizei es nicht mehr aufhalten. Die Demonstranten durchbrachen einfach die Polizeisperren und stürmten den Regierungspalast und marschierten mit Fahnen zum Wohnhaus des Präsidenten. Der ahnte schon vorher, was da auf ihn zukommen könnte und hatte Reißaus genommen.
Die Polizei hat die Kontrolle vollkommen verloren. Sie kann das Volk in dieser Masse nicht mehr auseinandertreiben, ja nicht einmal die Wasserwerfer einsetzen, weil sie nicht durch die dichte Menge kommen. Im Präsidentenpalast tummeln sich die Protestler und plantschen im Swimmingpool des geflohenen Ex-Staatsoberhauptes, wie der britische „Independent“ berichtet.
Der Regierungssitz des Premierministers Ranil Wickremesinghe wurde in Brand gesetzt:
Die Stürmung des Regierungspalastes wurde sogar live mitgefilmt und auf Facebook gesendet. Man konnte zusehen, wie die Menschenmassen durch die Gemächer des Palastes zogen.