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von Niki Vogt
Die Büchse der Pandora ist geöffnet. Die beiden Eskalationen des Westens, die Lieferung der Panzer und insbesondere der Angriff der USA auf den Iran haben die nächste Stufe auf Seiten Russlands eingeläutet. Und sie zeigt, dass die Weltmacht Nr. 1, die USA eben nicht auf ihrem eigenen Territorium sicher ist. Das war zwar angesichts der Reichweite von Intercontinentalraketen schon lange kein Geheimnis mehr. Doch ein Atomkrieg schien der Welt so irrational und unwahrscheinlich, dass diese Bedrohung rein theoretisch erschien.
Seit wenigen Tagen änderte sich das. Was hier noch kaum berichtet wird: Moskau hat zwar sehr schmallippig und kurz auf die beiden Aggressionen des „Westens“ (USA) reagiert, aber lässt unmissverständliche Taten folgen. Der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, hat ein mit Hyperschall-Raketen bestücktes Kriegsschiff in Richtung der US-Ostküste beordert: Die „Admiral Gorschkow“.
Das ist eine im Prinzip neue Klasse von Kriegsschiff der russischen Seekriegsflotte. Es handelt sich bei diesem Mehrzweck-Kampfschiff (Projekt 22350) um eine Fregatte mit Stealth-Eigenschaften, ist also im Ernstfall nicht so leicht mit Radar zu orten. Seine Außenwände und Aufbau sollen aus Kompositmaterial bestehen, das die Radarsignatur enorm minimiert.
Das dürfte in den USA etwas Nervosität hervorrufen, denn dieses größte Schiff, dass je nach dem Ende der Sowjetischen Marine gebaut wurde, verfügt über eine beeindruckende Bewaffnung:
Auf dem Vorschiff befinden sich zwei UKSK-Vertical-Launching-Systeme. Diese bestehen jeweils aus acht Zellen. Die Zellen können wahlweise mit BrahMos-, P-800 Oniks– und Kalibr-Lenkwaffen sowie SS-N-33 Zirkon Hyperschall–Seezielflugkörper bestückt werden. Zur Fliegerabwehr sind vor den UKSK-Containern in vier Blöcken weitere 32 Zellen für 9M96-Lenkwaffen untergebracht. Die Artillerie besteht aus einem 130-mm-Geschütz A-192M und wird durch das 5P-10-Puma-Feuerleitsystem gesteuert. Die maximale Reichweite des Geschützes beträgt 23 km, die Kadenz 30 Schuss/Minute. Je nach verwendeter Munition können Land-, See- oder Luftziele bekämpft werden.
Zur Nahbereichsverteidigung dienen zwei Palasch-CIWS auf dem Hangardach. Zur U-Boot- und Torpedo-Abwehr befinden sich beidseitig im Rumpf Paket-NK-Starter, die jeweils vier Torpedos umfassen. Die Ortung von U-Booten erfolgt durch ein Sarija-Sonar und ein Niederfrequenz-Winjetka-Schleppsonar. Das Sonar soll Ziele auf bis zu 60 km orten können.
Die Zirkon-Raketen können sowohl konventionelle als auch atomare Sprengköpfe tragen. Und sie fliegen bis zu 1500 Kilometer weit – nicht nur „über 500“.
„Es handelt sich um eine Hyperschallwaffe, die für die Luftabwehr praktisch unverwundbar ist. Das landseitige System hat eine Reichweite von 1.000 bis 1.500 Kilometern. Die Reichweite der von Bord des Schiffes abgeschossenen Flugkörperbeträgt etwa 800 Kilometer. Das heißt, durch die Entwicklung und den Einsatz des Raketensystems können wir den Feind angreifen, ohne selbst in die Reichweite seiner Seezielflugkörper zu gelangen.“
Sagte Professor Konstantin Siwkow, ein Professor für Militärwissenschften zu den Zirkon-Raketen.
Die Entsendung der „Admiral Gorschkow“ zu gemeinsamen Übungen mit Südafrika, China, und Indien vor die Südafrikanische Küste und in den Indischen Ozean wurde aufmerksam beobachtet. Diese Länder sind unter der BRICS-Organisation (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) vereint. Am 3. Dezember 2022 schaltete das große, russische Containerschif „Lady R“ vor der Küste Südafrikas seinen Transponder aus. Der Transponder, den jedes Schiff hat, ist ein Signalgerät, dass die Position, Name und Herkunft des Schiffen sendet, so dass der Schiffsverkehr sicher auf den Weltmeeren überwacht werden kann und von jedem Schiff seine Bewegungen und Position bekannt ist. Die „Lady R“ legte dann nachts in der Nähe von Kapstadt an. In der Dunkelheit wurden Kisten verladen. Der Inhalt der Kisten ist unbekannt, meldete das „Wallstreet Journal“ und die USA vermuten Waffenlieferungen und stützen sich auf Zeugen, die diese Aktionen im Hafen von Simon’s Town beobachtet haben, dem größten Marinestützpunkt Südafrikas. Zwei Nächte lang brauchte die Verladeaktion auf die „Lady R“ – und das unter Aufsicht von bewaffneten Sicherheitskräfte. So etwas kann nur mit der Erlaubnis der südafrikanischen Regierung geschehen sein, sagte ein hochrangiger US-Offizieller dem Wallstreet Journal.
Darauf angesprochen ließ der südafrikanische Verteidigungsminister, Frau Mapisa-Nqakula, wissen dass man den Verdacht der Amerikaner weder zu bestätigen noch zu dementieren gedenke. Sie warf den USA vor, „ganz Afrika, nicht nur Südafrika mit allem, was irgendwie nach Russland riecht“ zu bedrohen.“ Ganz offensichtlich ist man in Washington sehr beunruhigt.
Dass die „Admiral Gorschkow“ Übungen mit der Hyperschall-Rakete „Zirkon“ durchzuführen schon vorher geplant und angekündigt hatte, wurde eigentlich sehr beiläufig in den Medien – wenn überhaupt – erwähnt. Die Fahrt in den Westatlantik soll aber ursprünglich nicht auf dem Plan gestanden haben, wie die Weltwoche berichtet.
Dort wurde dann der Abschuss der gefürchteten Zirkon-Raketen geübt. Dabei schoss die Fregatte mit einer Zirkon-Rakete auf ein Ziel auf See, eine Simulation eines feindlichen Kampfschiffes, in mehr als 900 Kilometern Entfernung. Die Schiffsbesatzung habe diese Aufgabe perfekt und bestens abgestimmt gemeistert, betonte die russische Militärbehörde. (Nunja, das hätte sie wahrscheinlich in jedem Fall getan, selbst wenn die Rakete ab ins All geschossen wäre.) Schiffskommandant, Kapitän Igor Krochmal, benotete die Effizienz des Raketenstarts als Stufe eins, was bedeutet, dass die Erwartungen voll erfüllt wurden. Die Übung habe gezeigt, dass alle technischen und Funktionen und die Fähigkeiten der Mannschaften des großen Gesamtkomplexes einwandfrei und reibungslos ihre Aufgaben erfüllt haben.
Die Seite Extremnews berichtet:
Die Übungen der Besatzung der Fregatte „Admiral Gorschkow“ zum Einsatz der Hyperschall-Anti-Schiffsrakete Zirkon hätten die USA und die NATO ernsthaft alarmiert, sagen Experten. Alexander Bartosch, korrespondierendes Mitglied der Akademie der Militärwissenschaften, erklärte gegenüber der Zeitung Wsgljad:
„Es war ein elektronischer Teststart, der gezeigt hat, dass sowohl die Besatzung als auch die technische Ausrüstung des Schiffes voll einsatzbereit sind.“
Bartosch fügte hinzu:
„Darüber hinaus kann der Hyperschalltest im Westatlantik als ein wirklich einzigartiges Ereignis bezeichnet werden. Allein schon das Auftauchen der ‚Admiral Gorschkow‘ im Westatlantik ist ein eindeutiges Signal an unsere Gegner. Wir haben gezeigt, dass wir über eine sehr wirksame Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeit verfügen.“
Der stellvertretende Chefredakteur der Zeitschrift Woin Rossii (deutsch: russischer Kämpfer), Kapitän Wassili Dandykin kommentierte:
„Das Schiff hat nur die ihm zugewiesenen Aufgaben durchgeführt. Es würde an allen bereits angekündigten Standorten funktionieren. Der Atlantik ist groß, und es macht Sinn, Übungen in seinem westlichen Teil durchzuführen, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in Osteuropa. Natürlich ist Zirkon für die NATO von großer Bedeutung. Die Rakete fliegt mit einer enormen Geschwindigkeit, es ist sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich, sie abzuschießen. Außerdem kann sie einen Sprengkopf mit einem speziellen Gefechtskopf tragen. Es ist nicht schwer sich vorzustellen, was mit einem Flugzeugträger passiert, wenn diese Rakete ihn trifft.“
Die erfolgreiche Übung der „Admiral Gorschkow“ mit den Hyperschall-Raketen ist auch deshalb ein einzigartiges Ereignis, Weil Russland damit als erster eine neue Seite im Buch der Militärgeschichte aufschlägt: „Hyperschallraketen auf den Weltmeeren“. Das gab es noch nie und deren strategische Auswirkungen sind wahrscheinlich erst in Ansätzen überdacht worden. Nicht nur in Bezug auf einen Seekrieg. Ein russisches „Tarnkappen-Kriegsschiff“ mit dermaßen schnellen (Atom-)Raketen kann sich trotz aller Aufklärung möglicherweise unbemerkt relativ nah an die Küsten der USA bewegen und von dieser Position aus Städte bis in 600-800 Kilometer Entfernung und mittels Atomsprengköpfen in Schutt und Asche legen und Zig-Millionen Menschenleben auslöschen. Ob es (hoffentlich nicht!) so weit kommt, ist völlig offen. Doch zum ersten Mal ist ein auch ein solcher nicht-atomarer Schlag auf eine US-amerikanische Stadt möglich und diese Raketen sind nicht abzufangen.
Dmitri Stefanowitsch, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Zentrums für internationale Sicherheit beim russischen Institut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen, teilte mit, dass nach offiziellen Angaben die „Admiral Gorschkow“ den Atlantik, den Indischen Ozean und das Mittelmeer passieren wird. Das sei wirklich ein Novum – so etwas habe es bis heute noch nie gegeben.
Beobachter sehen diese Kursänderung daher auf dem Hintergrund der Eskalation im Ukrainekrieg – und dass Moskau vor der Küste der USA einmal deutlich die Muskeln spielen lässt. Und solange kein Krieg herrscht, dürfen alle Schiffe bis an die 12-Meilen-Grenze jedweder Küste herankommen. Bei dieser Reichweite sind die 12 Meilen allerdings praktisch nichts. Die US-Bürger fangen so langsam an zu begreifen, dass die Dinge sich nicht zum Vorteil der USA entwickeln – um es vorsichtig auszudrücken. Ich hatte dazu schon so einiges geschrieben, was wir hier in Deutschland nicht wissen sollen.
Hier zur Erinnerung:
„Kann Russland den Krieg in der Ukraine verlieren?“ Colonel Macgregor: „Nein, Absolut nicht!“
In seinem Beitrag „90 Sekunden bis Mitternacht?“ schreibt Scott Ritter:
würdenKurz gesagt, Russland wird bald in einer Position sein, in der ein einziges Schiff in wenigen Minuten 16 nuklear bewaffnete Hyperschallraketen auf die Vereinigten Staaten abfeuern könnte, die von nichts im US-Arsenal nicht nur nicht abgefangen werden können, sondern auch ihre jeweiligen Ziele treffen würden, bevor eine brauchbare Evakuierung durchgeführt werden könnte. Es ist buchstäblich eine Enthauptungswaffe. Die aktuelle russische Nukleardoktrin erlaubt keinen nuklearen Erstschlag; Tatsächlich hat der russische Präsident Wladimir Putin deutlich gemacht, dass Russland nicht die erste Nation sein wird, die in einem zukünftigen Nuklearkonflikt Atomwaffen einsetzen wird. Aber er betonte auch, dass Russland auch nicht das zweite sein würde, was bedeutet, dass Russland sein Nukleararsenal freigeben würde, ohne auf einen US-Erstschlag zu warten, der russischen Boden trifft. Der Admiral Gorschkow sendet ein klares Signal an die US-Führung, dass es bei einem nuklearen Schlagabtausch zwischen den USA und Russland keine Überlebenden geben wird.
In den USA gärt es aufgrund dieser Einschätzungen gewaltig und es formieren sich neue Friedensbewegungen – genau wie in Europa. Wahrend den einigermaßen wachen Europäern schon früh völlig klar war, dass Europa Kriegsgebiet werden würde, ganz besonders Deutschland, dämmert den US-Bürgern das auch so langsam für ihr eigenes Staatsgebiet. Dort nimmt der Protest gegen den Krieg auch allmählich Fahrt auf.
In der zweiten Februarhälfte soll die „Admiral Gorschkow“ voraussichtlich an Marineübungen der BRICS-Staaten (Russland, China und Südafrika) im Indischen Ozean vor der Küste von Durban, Südafrika, und in der benachbarten Richards Bay teilnehmen.