Nordstream 2 und die „pro-ukrainische Gruppe“: Plötzlich kann eine sechsköpfige Gurkentruppe „Staatsterrorismus und Spezialkräfte-Einsätze“?

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Bild: Danish Defence Command Handout

von Niki Vogt

Der mehrfach preisgekrönte  amerikanische Top-Journalist Seymour Hersh legt nochmal nach und gibt weitere Details zum Anschlag auf die Nord Stream-Pipelines frei. Nun wird er auch gegenüber Deutschland konkret und stellt Überlegungen an, ob der deutsche Bundeskanzler Kanzler Olaf Scholz von der Anschlagplanung wusste.

Mr. Seymour Hersh geht also nach wie vor sicher davon aus, dass  der Anschlag von der US-Regierung befohlen worden ist. Laut seiner Informanten sollen direkt nach der Tat „bei beteiligten Personen“ sogar  „Entsetzen und Zorn über die Operation“ laut geworden sein. US-Präsident Joe Biden habe kaltblütig entschieden, die Deutschen sogar frieren zu lassen, damit er seine „kurzfristigen politischen Ziele“ durchsetzen kann. Der US-Präsident wollte laut Mr. Hersh in einer Phase, in der „der Krieg für den Westen nicht gut lief“, durch die Sprengung der Pipelines verhindern, dass Berlin seine Geld- und Waffenlieferungen einstellt oder zusammenkürzt, um schnellstens „die Pipeline wieder in Betrieb“ zu nehmen, damit es keine Rebellion daheim gibt.

In Bidens Ankündigung vom 7. Februar für eine gemeinsame Pressekonferenz mit Scholz sieht Seymour Hersh eine gute Gelegenheit, die man hätte nutzen können, um ein paar brisante Frage zu stellen. Wäre er, so sinnierte Hersh, der Leiter einer parlamentarischen Anhörung in Berlin, würde er den deutschen Bundeskanzler fragen: „Hat Joe Biden Ihnen davon erzählt?“ Biden plaudere nämlich gern, weiß Seymour Hersh.

Nunja, dass es eine parlamentarische Untersuchung zu dem Anschlag ist in Berlin geben könnte, ist komplett illusorisch, obwohl sicher dringend nötig. Aber selbst WENN, dürfen wir getrost davon ausgehen, dass Herr Bundeskanzler Scholz sich an nichts erinnern könnte.

 

Aber es ist sowieso überflüssig. Die Sache ist ziemlich klar. Zum Einen ist Seymour Hersh kein dahergelaufener Schmierfink und seine aufsehenerregenden Aufdeckungen waren immer korrekt. Überdies hat sich Präsident Biden klar geäußert, dass er der Gaspipeline ein Ende bereiten werde, wenn der russische Präsident Putin die Ukraine invadiert. Es passt auch ganz in sein Handlungsmuster und die Gaspipeline aus Russland war den USA immer schon ein höchst schmerzhafter Dorn im Auge.

Nur beschädigt eben die stringente Recherche und der Bericht Seymour Hershs das Image der USA und insbesondere des amtierenden Präsidenten (der seine Wiederwahl nicht gefährden will) enorm. Quer über den Erdball fragen sich die Menschen, wer hier eigentlich im Dritte-Weltkrieg-Spiel wirklich der Bösewicht ist. Also gibt es wieder eine wilde Geschichte, die eine ganz neue Darstellung liefert und den US-Präsidenten Biden völlig außen vor lässt: Eine pro-ukrainische Gruppe war’s jetzt.

Nun heißt es aus amerikanischen „Geheimdienstkreisen“ (auch die US-Beamten, die die Geheimdienst-Erkenntnisse mitteilten, dürfen nicht namentlich genannt werden), diese Gruppe aus „möglicherweise von der Regierung ausgebildeten Ukrainer oder Putin-feindlichen Russen“, habe die Sabotage begangen. Nichts Genaues wisse man nicht, Namen gibt’s auch nicht, aber eins ist sicher: weder Briten noch Amerikaner seien involviert gewesen (wie das, wenn man nichts weiß?). Wenn man den Bericht der New York Times liest, kann man direkt aus diesen Zeilen spüren, dass das Ganze ein Popanz ist, bei dem nichts, aber auch gar nichts, irgendeinen echten Informationswert besitzt:

US-Beamte erklärten, viel wüssten sie nicht über die Täter und ihre Verbindungen. Die Prüfung dieser neu gesammelten Geheimdienstinformationen deute aber darauf hin, dass es sich um Gegner des russischen Präsidenten Wladimir W. Putin handelte, doch werden weder Angaben zu den Mitgliedern der Gruppe gemacht, noch wer die Operation geleitet oder bezahlt hat. Die US-Beamten lehnten es ab, die Art der Geheimdiensterkenntnisse, die Art und Weise, wie sie erlangt wurden, oder die Einzelheiten über die Belastbarkeit der Beweise bekannt zu geben. Sie erklärten, es gebe keine eindeutigen Erkenntnisse und ließen offen, ob die Operation inoffiziell von einer stellvertretenden Gruppe mit Verbindungen zur ukrainischen Regierung oder ihren Sicherheitsdiensten durchgeführt worden sei.

In dem New York Times-Bericht heißt es: „US-Beamte sagten, sie hätten keine Beweise dafür, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj oder seine obersten Leutnants an der Operation beteiligt waren oder dass die Täter auf Anweisung ukrainischer Regierungsbeamter handelten.“

Es gibt also keinen Beweis, keine Indizien, nichts Genaues weiß man nicht, sondern nur unscharfe Behauptungen, die man aber auch im Vagen schweben lässt und wilde Spekulationen. Es müssten „wahrscheinlich“ erfahrene Taucher dabei gewesen sein. Es sei möglich dass die Täter „in der Vergangenheit eine Spezialausbildung durch eine Regierung absolviert haben. Also, welch kühne Mutmaßung!

Dem Geheimdienstbericht zufolge soll die ominöse Gruppe aus einem Kapitän, zwei Tauchern, zwei Tauchassistenten und einer Ärztin (die den Sprengstoff besorgt haben soll) bestanden haben. Das Boot soll am 6. September 2022 von Rostock aus in See gestochen und am nächsten Tag in Wieck (Darß) und danach bei der dänischen Insel Christiansø gewesen sein. Die Staatsangehörigkeiten der angeblichen Terroristen sei aber ungeklärt. Das Boot für die Geheimoperation habe eine polnische Firma, die zwei Ukrainern gehört, angemietet und zurückgegeben, ohne das Boot zu reinigen. Es seien hervorragend gefälschte Pässe gefunden worden. Wer das Sprengkommando beauftragt hat, sei ebenfalls unklar. Die Ermittler sollen daher bei der Untersuchung des Bootes Sprengstoffspuren festgestellt haben.

Tatsächlich? Da wird äußerste Sorgfalt walten gelassen, dass man bei einer so brisanten Unternehmung ja nicht irgendeine Identität feststellen kann, keinen Hinweis, wer denn die Täter sein könnten, aber im Boot wird der Sprengstoff fröhlich herumverteilt und nicht einmal sauber gemacht. Und wie immer, lässt man aus Schlamperei oder Absicht Pässe liegen, die auch noch höchst professionell gefälscht sind???

„Spuren“ von C4 findet man. Aber irgendeine DNA von den sechs Terroristen, die man – wenn das Boot nicht gereinigt wurde – an der Klobrille oder den Trinkgläsern, den Pässen oder den Armaturen am Steuerpult finden könnte, die gibt es nicht. Die Jungs müssen wirklich akribisch um die Sprengstoffspuren herumgeputzt haben. Tipp an die anonymen US-Geheimdienstler: Drei Folgen „Medical Detectives“ gucken macht schlau. 

Es wird im Übrigen wohl nicht allzuviele dieser spezialausgebildeten Taucher in Europa oder Russland geben, die den Umgang mit der nötigen Spezial-Tauchausrüstung kennen, mit C4-Sprengstoff umgehen können und nie in einer Armee waren. Das ist auch nicht in einem Wochenendkurs zu lernen. Solche Ausbildungen gibt es üblicherweise nicht an jeder Kleinstadt-Volkshochschule. Da dürfte es nur wenige Möglichkeiten außerhalb der Armeen geben. Und wenn es vier davon waren, wird man mit den Möglichkeiten der heutigen Geheimdienste eigentlich mindestens einen davon ausfindig machen – und damit auch den Rest. 

Als der Anschlag auf Nordstream 2 geschehen war, wurde überall sofort gesagt, dass es sich nur um einen staatsterroristischen Akt handeln könne, da die Planung und Durchführung hohe Professionalität erfordere und daher sei außer den USA und Großbritannien eigentlich nur Russland im Kreis der Verdächtigen zu so etwas in der Lage. Man brauche auch spezielle Ausrüstung, um überhaupt die Pipeline in der Düsternis von ca. 50 Metern Tiefe zu finden, nur mit einer Taucherlampe den Boden kilometerweit abzusuchen, sei kaum zu machen. Man brauche exakte Informationen, um die Pipeline zu finden und müsse dann etwa eine halbe Tonne C4-Sprengstoff hinunter zu exakt der Position der Pipeline bringen. Das ist auch nicht in kurzer Zeit zu bewerkstelligen, mit einfachen Pressluftflaschen klappt das nicht.

Und siehe da, die „Junge Freiheit“ berichtet, dass ein deutscher Reporter in den ARD-Tagesthemen die Vermutung geäußert hat, dass die Bundesregierung „seit Wochen“ von der möglichen Verwicklung der Ukraine in den Angriff auf die Pipeline – und damit auf die Energie-Lebensader Deutschlands – gewusst habe. Und trotz dieses unglaublichen Attentats habe man die Waffenlieferungen in die Ukraine beschlossen.

Die Ukrainische Regierung dementiert vehement.

Übersetzung:
Neu: Die Ukraine „hat nichts zu tun mit dem Missgeschick in der Ostsee und hat keine Informationen zu ‚pro- [Ukraine] Sabotage-Gruppen“ sagt Selenskij-Berater Mykhailo Podolyak zu dem Bericht über eine pro-Ukraine Gruppe die hinter der Nordstream -Sabotage stecken soll.

Ein perfektes Verwirrspiel. Dass auch die Ukraine durchaus ein Interesse an der Nordstream-Sabotage hatte, liegt auf der Hand. Bei den USA ebenso. Doch ist die „Pro-Ukrainische-Gruppe“-These in vielen Punkten inkohärent und zu offensichtlich mit der heißen Nadel zusammengestrickt und löcherig. Aber darauf kommt es nicht an. Sie ist nun in der Welt, wird weiterhin im Ungefähren wabern und damit die Beweisführung Seymour Hershs abschwächen – „Vielleicht war es ja doch anders“. Das reicht den USA schon, denn dann ist Präsident Biden eben nicht „überführt“. Es wird Gras drüber wachsen, wie über 9/11 und MH17.

Ein Haus überall mit hexagonalem Wasser versorgt, schwingt im Einklang mit den Frequenzen des Wassers, der Erde und der Sonne – und der eigenen DNA. Eine Fußbodenheizung wirkt dabei, wie ein Verstärker.