Niki Vogt auf Telegram folgen
von Niki Vogt
Nun isser wieder da aus der Sommerpause und legt gleich eine acht Minuten lange, furiose Begrüßung hin, die im Schnelldurchgang die ganzen irren, wahrscheinlich durch die Sommerhitze verursachten Hirnkrämpfe der Politik und Gesellschaft aufspießt. Eine Tour d’Horizon der woken, achtsamen Gesellschaft, von Winnetou bis zum alten, weißen Mann, Habecks Kompetenz-Insolvenz, Rastalocken und Gendersprache und … das Publikum jubelt.
Was den lachenden, bösen, weißen, Deutschen im Publikum so viel Spaß macht, hat auf das Lager der Qualitätspresse den Effekt, den man erzielt, wenn man ein saftiges Stück Fleisch ins Raubtiergehege wirft. Das war natürlich keine Überraschung und so absehbar, wie dass es abends dunkel wird. Es wird gegiftet und geschimpft. Ein Glanzstück woker Beleidigtheit sei hier zur allgemeinen Erheiterung zitiert:
„Manisch stammelt der Gastgeber mit weit aufgerissenen Augen minutenlang zusammenhanglose Pointenversuche der Güteklasse „Hänchen:innenfilet“ (der Orthographiefehler ist original!) in die Kamera. Es sollen alle wissen, dass der 61-Jährige sich unverstanden fühlt und nicht bereit ist, sich selbst und sein Verhalten auch nur im Ansatz zu reflektieren. Dass er dabei in drei Minuten all das mit Füßen tritt, für das Menschen eintreten, die auf die strukturelle Diskriminierung marginalisierter Gruppen hinweisen und einen respektvolleren Umgang der Menschen in der Gesellschaft herbeiführen möchten, ist dem Kabarettisten herzlich egal.“
Ooooh, welch warmes Mitgefühl und was eine wundervoll respektvolle Haltung hier doch lichtvoll durchschimmert. Aber: Was Satire ist, bestimmt ausschließlich das woke Achtsamkeits-Grüppchen — und bei alten, weißen, kritischen Comedians gilt die Regel nicht. Und auch andere müssen erfahren, dass es nicht für jeden Respekt gibt.
Wenn linksgrünwoke Satire nämlich völlig in die Geschmacklosigkeit, ins Widerwärtige oder in Hassrede entgleist, wie das bei Herrn Böhmermann ständig Usus ist, der Kinder als Ratten und Wirtstiere für das Coronavirus bezeichnete, oder Omas generell als „Umweltsau“ und Corona-Leugnerin beschimpft, dann ist das selbstverständlich vollkommen richtig und umwerfend witzig. Dann ist das Satire und damit Kunst. Auch der türkische Präsident Erdogan musste sich seine drastischen Beleidigungen anhören, dass er ein Kinderschänder sei und mit Ziegen Sodomie betreibe.
Der türkische Präsident wehrte sich zu Recht vor Gericht gegen diese unsäglichen Anwürfe und erreichte vor einem Hamburger Gericht, dass große Teile des Gedichtes verboten wurden. Typisch für die Sorte linksgrüner, über alle Zweifel Erhabener, ging Herr Böhmermann bis vor das Bundesverfassungsgericht, um das anzufechten und sein Recht auf Satire als Kunst zu verteidigen. Er biss aber auch dort, in höchster Instanz, auf Granit. Jedes Mal wurde in der Qualitätspresse nur zurückhaltend sachlich berichtet, eine Verurteilung oder Kritik an Herrn Böhmermann wurde da nicht laut. Das wiederum ist die typische Voreingenommenheit und Parteilichkeit, der wir mittlerweile überall begegnen.
Das „zweierlei Maß“ ist nicht nur Standard, sondern in diesen Kreisen moralische Pflicht.
Die Frankfurter Rundschau teilt aus und versucht, ganz klassisch, Dieter Nuhr rassistisch und geschlechtsbezogen zu marginalisieren: „Der alte weiße Mann auf der Kabarettbühne versucht stattdessen, sich mit seinem Publikum unter dem diffusen Gefühl des Credos ‚Man darf ja nichts mehr sagen!‘ zu verbünden. Und das schafft Dieter Nuhr zumindest im Fernsehstudio während der Aufnahme seiner Show.“
Und dann wieder der moralinsaure Standardvorwurf, er mache die „Schwächsten unserer Gesellschaft verächtlich“ und die Anmerkung „inklusive Sprache sei das Gebot der Stunde“ mache er ja nur, um das Thema zu diskreditieren.
In den Kritiken der Qualiätspresse werden alle woken Floskeln brav durchgenommen. Und so getan, als gehöre Herr Nuhr einer kleinen, unbelehrbaren und zutiefst rückständigen, winzigen Minderheit an, die einfach nur noch ärgerlich und lästig ist, während die riesige, neue Gesellschaft glücklich dem Sonnenaufgang der linksgrünen, gendernden, diversen, klimaneutralen, antirassistischen Achtsamkeit entgegenpilgert.
Nein, liebe Frankfurter Rundschau, so, wie Herr Nuhr das zum Ausdruck bringt, denken 85–95 Prozent der Bevölkerung, wie Eure Fernsehanstalten zu ihrer Verblüffung in Live-Abstimmungen erschrocken feststellen mussten. Nicht einmal die kleine Gruppe der „Diversen“ mag das Sprachgegackse leiden. Im Gegenteil, so langsam reagieren die Europäer eher genervt auf diese Hypermoral-Ideologien, die als heimtückische Waffe die Cancel-Culture einsetzen, wo etwas nicht erwünscht ist.
Das Gendern ist nur ein Beispiel, wie eine kleine Gruppe von aggressiven Wokeness-Verfechtern aus den Medien, Politik, den Universitäten und Bildungseinrichtungen über 80 Millionen Bürgern ihre Ideologie aufzwingen wollen und die Bevölkerungen der westlichen Länder umzuerziehen versuchen. Und da geht es natürlich nicht nur um die Ideologie, sondern auch um Geld, Macht und Posten. Es geht um Einfluss, den man ausweiten will, auch gegen die gewaltige Mehrheit der Bevölkerung. Viele sehen darin eine Chance auf Karriere und finanzielle Pfründe. Das ist der Marsch durch die Institutionen, und das Geschütz dafür ist die Cancel-Culture, eine Art „softer Terror“, mit dem man konzertiert und mit medialer Unterstützung alle diejenigen gemeinsam niedermacht, beschuldigt, ausgrenzt, zu menschlichem Unrat erklärt, die unbequem sind und nicht mitmachen wollen. Dann bekommen sie all die schönen Adjektive und Beschimpfungen angehängt, die sie als „zum Abschuss freigegeben“ markieren.
Das ist eine nur logische Strategie, um der Taktik zur Eroberung der Lufthoheit in den Institutionen zum Sieg zu verhelfen. Eine effiziente Methode, andersdenkende Konkurrenten auszugrenzen, weil so jemand nach einem breiten Denunziationsangriff durch Medien und „Aktivisten“ keine Chance mehr hat. Selbst wenn diejenigen, die entscheiden, wer die gutdotierte Stelle bekommt, eigentlich den „bösen Kandidaten“ wollen und brauchen, werden sie es nicht mehr wagen. Sie wollen nicht selber ins Kreuzfeuer geraten und am Ende auf der Strecke bleiben, Existenz und Haus und Hof verlieren. Man wird dann mit der Faust in der Tasche sogar kompetente und qualifizierte „Kandidat*Innen“ fallen lassen und sich dem Terror beugen. Nicht selten mit dem Hintergedanken „Ich bin in ein paar Jahren in Rente und nach mir die Sintflut.“
Jetzt wird es eine Frage der Zeit oder der gesellschaftlichen Entwicklung sein, wann der Comedian Dieter Nuhr ein Opfer der Hetzmeute und für den Sender „untragbar“ wird. Denn die Verfechter der Wokeness, Achtsamkeit, des Respekts und der Cancel-Culture sehen sich moralisch im Recht und finden diesen Terror legitim. Herr Nuhr ist ganz klar angezählt, schon weil er mit einigen anderen Prominenten einen offenen Brief gegen die Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine mit unterschrieben hat.
Übrigens: Wenn man einmal einen zwar als Satire gekennzeichneten, aber einfach nur mauen möchtegern-witzigen Nuhr-Verriss lesen möchte, hier ist er. Das einzig halbwegs Lustige daran ist das Autoren-Pseudonym „Peter Schwall Lemur“. Der Rest ist Schweigen. Du kannst es nicht, lieber Welt-Journalist. Lass es einfach.
__________________________________________________________________________
Bitte auf den Banner oben klicken
_____________________________________________________________________________