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Von Niki Vogt
Es klingt stark nach Verschwörungstheorie und mehr als irre. Aber so ganz scheint was an der Sache wirklich nicht zu stimmen. Es gibt ein US-amerikanisches E-Commerce-Versandhaus, eine Art Amazon für Möbel und Einrichtungsgegenstände, namens Wayfair. Das Unternehmen unterhält auch Warenhäuser und Geschäftsstellen in Europa, auch in Deutschland. „Wayfair verkauft das gesamte Sortiment, das sich aus allen vorherigen Nischenwebseiten von CSN Stores ergibt. Dies schließt Möbel, Heimausstattungen, Küchen- und Esszimmerprodukte, Bett- und Badeartikel, Terrassen- und Gartenartikel, Heimwerkerzubehör, Freizeitzubehör, sowie Baby- und Kinderspielzeuge und -möbel mit ein.“
Nun ist das Versandhaus in ein sehr seltsames Licht geraten. Die Seite „Newsweek“ veröffentlichte einen Artikel, der eine neue Verschwörungstheorie vorstellt, nämlich die, dass das Versandhaus Kinderhandel betreibe, der getarnt ist als Möbelversand. Die exorbitanten Preise der simplen Schränke sind in der Tat auffällig: zwischen 13.000 und 15.000 Dollar sollen die hässlichen, schmucklosen Kästen kosten. So etwas bekommt man überall leicht für weniger als 10% des Preises. Exakt diese WFX-Schränke sind nämlich bei Amazon für unter 300 $ zu bestellen. Alles nur Druckfehler?
Dazu kommt, dass die Möbelstücke Mädchennamen tragen, wie Neriah, Yaritza, Alyvia und Samiyah. Genau dies sind auch Namen von Mädchen, die seit Kurzem vermisst werden. Und die Schränke sind teilweise genau dieselben, aber mit unterschiedlichen Namen und Preisen, was tatsächlich alles zusammen sehr merkwürdig ist.
Und angeblich orientierten sich die Preise verdächtig eng an dem, was Menschenhandel-Experten als marktüblichen Preise für einen entführten, weiblichen Teenager kennen. Diese Preise bewegen sich um etwa 10.000 Dollar.
Wayfair war überdies (sehr wahrscheinlich zufällig) noch so unvorsichtig gewesen, einen Werbevideo zu veröffentlichen, was Kinder in den Möbelkartons verpackt zeigt. Dieser Gag ging gewaltig nach hinten los:
Das war für manchen zu viel des Zufalls. Es entstand eine Welle von Millionen Benutzern, die auf Facebook, Instagram und reddit über diese Theorie diskutierten. Einige Unser wollen festgestellt haben, dass es keinen Schrank- oder Möbelnnamen gibt, der NICHT einem kürzlich entführten, jungen Mädchen zuzuordnen sei.
Das FBI wurde kontaktiert.
Der redditer „SkydivingSquid“ schreibt dazu:
„Später entdeckten wir verschiedene schwarze Schränke mit der gleichen Namens-/Nummernfolge, die zwischen $9k – $10k angeboten wurden. Ich schlug vor, dies dem FBI zu melden, und sie leiteten eine Untersuchung ein … Leider rief mein Freund gestern bei Wayfair an und fragte nach diesen Schränken, und am Abend waren die Gegenstände dann verschwunden …“Ich habe Screenshots von all ihren weißen Schränken, schwarzen Schränken und Kissen … Das FBI hat sie jetzt und geht hoffentlich der Sache nach, um Wayfair zu stoppen. Ich bezweifle, dass das Unternehmen daran beteiligt ist, aber JEMAND, der Zugang zu ihrer Verkaufsseite hat, ist es. Ich hoffe nur, derjenige kann nicht irgendwie die Systemprotokolle löschen.“
Wayfair dementierte das alles natürlich und es ist auch wohl davon auszugehen, dass das Unternehmen nichts damit zu tun hatte. Aber möglicherweise hat jemand die „Schränke und Kissen“ auf Wayfair eingestellt, der sich Zugang zu der Seite von Wayfair verschafft hat, möglicherweise durch Hacking.
Das könnte tatsächlich so sein. Denn, wenn man den einzelnen Produkten nachgeht, wird es nämlich noch merkwürdiger. Einige User sollen dann ausprobiert haben, Artikelnummern eines dieser verdächtigen Schränke in unzensierte Suchmaschinen, wie Yandex einzugeben, und daraufhin sollen Fotos von Kindern in Bikinis erschienen sein. Natürlich kann das Zufall sein.
Aber beim versuchten Kauf eines Sofas auf Wayfair, was ebenfalls im 15.000 $ Bereich lag – und von dem nur noch eines auf Lager war – erschien im Bestellformular unter „Lieferadresse“ in dem Fenster, in den der Name des Empfängers eingetragen werden sollte, stattdessen von selbst der Namen eines vermissten, schwarzen Mädchens namens „Precious Harris“. Das ist auf Video genau dokumentiert und auf dem Telegram-Kanal von Uncut-news.ch zu sehen. Klickt man auf das grüne Schildchen „View in Channel“ darunter, öffnet sich der Telegram-Kanal mit dem besagten Video.
Ein bisschen zu viele Zufälle, fanden die User.
Auch der türkische Fernsehkanal A Haber berichtete:
Die Artikel wurden von Wayfair sehr zügig entfernt, nachdem die ganze Sache viral ging.
Ellen DeGeneres, ist eine amerikanische Schauspielerin und Moderatorin. Sie ist Partnerin von Wayfair und bietet dort eine Kollektion an. Sie geriet in den Kinderhandel-Strudel, weil eines ihrer Kissen, also ein ganz gewöhnliches, kleines Sofakissen, für über 10.000 $ auf Wayfair angeboten wurde. Natürlich geriet sie auf den Sozialen Medien deshalb unter Beschuss und wurde rundheraus gefragt, ob sie im Kinderhandel beteiligt sei:
@TheEllenShow erklären Sie bitte, warum Sie auf Wayfair für über 10.000 Kissen mit den Namen vermisster Kinder auf dem Kissen verkaufen? Sind Sie Teil des #wayfairtrafficking??”, fragte ein Benutzer in sozialen Medien.
Ein User namens „Globalism is Dead!“ fügt das Wayfair-Foto mit einem Kissen für 10.098,00 $ darunter ein. In der Tat ein Preis, der einem kleinen Lumbal-Kissen nicht angemessen ist. Daneben postete er ein Foto des Wahkampfmanagers von Hillary Clinton, John Podesta, der mit dem so genannten „Pizzagate“ in Verbindung gebracht wird. Während Wikipedia „Pizzagate“ rundheraus als Fake-News bezeichnet, zeigten die von WikiLeaks veröffentlichten Podesta-E-Mails doch ein etwas anderes Bild. Ins Visier dieser Wikileaks-Enthüllungen gerieten die beiden nah beieinander liegenden Pizzerien „Comet Ping Pong“ und „Besta Pizza“ als mutmaßliche zentrale Kinderporno- und Pädophilenringe in Washington D.C., in denen hochrangige Politiker, darunter John Podesta, verwickelt sein sollen.
this is where shit starts getting real……. pic.twitter.com/sCD6IPqMw3
— Globalism Is Dead! (@GlobalismDead) July 11, 2020
Weder Mrs. Ellen DeGeneres noch Wayfair reagierten am Montag auf die Bitte von Medien um Stellungnahme. Wayfair hat inzwischen die Produktbilder von seiner Website entfernt und mitgeteilt, man plane, die Produkte umzubenennen.