Das tödliche Heilmittel: Zahl der Corona-Toten stieg in vielen Ländern NACH dem Lockdown!

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John Pospichal, Rubikon Weltredaktion

Die Zahl der Corona-Toten stieg in vielen Ländern nicht vor, sondern unmittelbar nach Verhängung eines Lockdowns — was lernen wir daraus?

Viele waren mit den Lockdowns in ihren Ländern und mit den drastischen Einschränkungen der Grundrechte unzufrieden. Sie räumen aber ein, dass die Maßnahmen zumindest ein bisschen geholfen haben, das Virus einzudämmen. Wirklich? Die jetzt verfügbaren Mortalitätsdaten über die ersten Monate des Jahres 2020 zeigen einen scheinbar paradoxen Zusammenhang: Sobald ein Lockdown verhängt worden war, stieg die Zahl der Todesfälle sofort und rasant an. Wie ist das zu erklären. Der Autor gibt keine einfachen Antworten, stellt aber die richtigen Fragen.

Corona Fehlalarm?Wir verfügen nun (Anmerkung des Übersetzers: Stand 24.5.2020) für viele Länder über Mortalitätsdaten für die ersten paar Monate des Jahres 2020, und, wie Sie möglicherweise erwarten werden, es gab steile Anstiege im Zusammenhang mit dem Beginn der COVID-19-Pandemie in jedem einzelnen.

Überraschend ist allerdings, dass die Anstiege nicht begannen, bevor die Lockdowns verhängt wurden, sondern danach. Mehr noch: In beinahe jedem Fall begannen sie unmittelbar danach. Oft war der Trend der Sterblichkeitszahlen fallend, bis er sich plötzlich umkehrte, nachdem die Lockdowns erlassen wurden.

Das ist eine erstaunliche Feststellung. Aber ehe ich seine volle Tragweite erörtere und denjenigen einige Fragen stelle, die noch immer die Nützlichkeit von Lockdowns verteidigen, möchte ich die Daten präsentieren, die dies belegen.

Hier sehen Sie eine Reihe von Diagrammen aus der Financial Times, die die Gesamtsterblichkeit und die „Sterblichkeit, die über das Normalmaß hinausgeht“ im Jahr 2020 für eine Anzahl von Ländern darstellen:

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Quelle: www.ft.com

Anmerkung: Ich habe das Diagramm rechts unten, das „13 Länder/Städte in der Gesamtschau“ darstellte, entfernt und durch das Diagramm der Financial Times für New York City ersetzt.

Man kann sehen, dass es in jedem Land einen signifikanten Anstieg der Gesamtmortalität irgendwann abFebruar oder März gab.

Lassen Sie uns nun die Daten der Lockdowns in Grün bei jedem Land hinzufügen:

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Sie werden feststellen, dass der Anstieg jeweils erst begann, nachdem ein Land — oder eine Stadt — in den Lockdown versetzt worden war. Ja, sie begannen sogar augenblicklich und in nahezu jedem Fall sprunghaft.

Lassen Sie uns die Daten einiger Länder und Städte im Detail betrachten.

Belgien

The Economist hat eine eigene Diagrammserie veröffentlicht, die die Übersterblichkeit in einigen Ländern darstellt. Dies ist das Diagramm zu Belgien:

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Anmerkung: Die Diagramme von The Economist sind am Quellort interaktiv.

Laut Darstellung fand der nationale Lockdown am 18. März statt. Doch war dies nur die zweite Phase des nationalen Lockdowns. Phase 1, die umfassende Geschäftsschließungen beinhaltete, begann am 13. März.

Das Diagramm sollte daher eigentlich so aussehen:

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Es zeigt sich keine erhöhte Sterblichkeit vor dem Lockdown und dann ein plötzlicher und sprunghafter Anstieg, nachdem er verhängt war.

Die Niederlande

Hier die Kurve von The Economist für die Niederlande:

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Durch ein merkwürdiges Versehen wurde der Lockdown, der in diesem Land am 15. März erklärt wurde, hier nicht angezeigt. Vielmehr war das im Diagramm markierte „Verbot öffentlicher Versammlungen“ vom 23. März schlicht die Ausweitung eines bereits existierenden Verbots öffentlicher Versammlungen, das am 12. März bekanntgegeben worden war — das mit dem Lockdown von Pflegeheimen einherging. Der holländische Lockdown begann daher am 12. März, verschärfte sich am 15. März und erreichte am 23. März seinen Höhepunkt.

Fügen wir dem Diagramm diese Information hinzu:

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Erneut sehen wir keinen signifikanten Anstieg der Mortalität vor Beginn des Lockdowns, dann aber einen plötzlichen, steilen Anstieg, kaum dass der Lockdown begonnen hatte.

Anmerkung: Ein winziger Anstieg der Mortalität ist unmittelbar vor der mit „Lockdown phase 1“ beschrifteten Linie allerdings zu beobachten, doch ist dies wahrscheinlich dem Umstand geschuldet, dass die Niederlande ihre Mortalitätsdaten wöchentlich statt täglich übermitteln und der 12. März („Lockdown phase 1“) in die Mitte der Woche fiel. Hätten wir Tagesdaten, so ließe sich wahrscheinlich bestätigen, dass es vor dem 12. März überhaupt keinen Anstieg gab.

Spanien

Gehen wir zu einigen größeren Ländern über.

Dies ist das Diagramm des The Economist für Spanien:

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Beachten Sie, dass der Großteil der Übersterblichkeit aus der Region um Madrid kam.

Im Folgenden sehen Sie ein Diagramm der Gesamtmortalität in der Region Madrid, das ich aus denselben Daten erstellt habe, die The Economist verwendet hat — siehe hier. Beachten Sie die steile Zunahme der Todeszahlen ab etwa dem 9. März:
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Fügen wir nun dem Diagramm die wichtigsten Lockdown-Verordnungen hinzu:

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In Rot sind die auf die Region Madrid begrenzten Lockdown-Verordnungen markiert; violetter Text markiert Lockdown-Verordnungen, die die gesamte Nation betreffen. Ich habe diese Informationen aus Nachrichtenmeldungen zusammengestellt.

Sie werden auch hier dasselbe eigentümliche Phänomen wahrnehmen, das wir bisher beobachtet haben: Signifikante Anstiege der Mortalität gehen den größeren Lockdown-Ereignissen nicht etwa voraus, sondern fallen eher mit ihnen zusammen oder folgen ihnen sehr schnell.

Nun zu Großbritannien.

Großbritannien

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The Economist zieht die Linie für den „National lockdown” am 23. März ein. Aber erneut war dies nur Phase 2 des Lockdowns, Phase 1 begann am 20. März.

Viele der zusätzlichen Tode ereigneten sich in London. Schauen wir uns diese Daten genauer an:

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Wie Sie diesem Diagramm entnehmen können — das aus dem Datensatz des The Economist erstellt wurde —, gab es keinen signifikanten Anstieg der Todeszahlen vor dem 20. März und vor dem 13. März überhaupt kein Anstieg.

Fügen wir nun die Lockdown-Daten hinzu:

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Und wir beobachten dasselbe Phänomen wie überall — nämlich keinen Anstieg der Gesamtmortalität bis zum Beginn des Lockdowns und dann eine plötzliche, sprunghafte Zunahme.

Italien

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In Italien hat die stärkste Zunahme an Toden in der Region Lombardei stattgefunden. Sehen wir uns diese Daten genauer an und fügen wir den regionalen Lockdown am 22. Februar hinzu.

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Und wieder: Der plötzliche, schroffe Anstieg der Todeszahlen folgte auf den Lockdown.

Frankreich

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Der größte Zuwachs der Todeszahlen kam aus der Region Paris, also betrachten wir diese Daten im Detail:

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Wieder sticht dasselbe Phänomen ins Auge wie andernorts: Kein signifikantes Wachstum der Todeszahlen bis zur Deklaration des Lockdowns und dann ein unmittelbarer, steiler Anstieg.

New York City

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Hier sieht man, dass der „City-Lockdown” am 22. März erfolgte.

Doch sehen wir genauer hin. Dies ergibt sich, wenn man die Lockdown-Verordnungen über dieselben Daten legt:

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Violetter Text bezeichnet Verordnungen auf Ebene des Bundesstaats, roter Text Verordnung auf Ebene der Stadt.

Es ist jetzt völlig klar: Es gab keine Zunahme der Sterblichkeit vor dem Beginn des Lockdowns.

Anmerkung: Ich habe den Lockdown des Bundesstaats am 20. März eingezeichnet, als er verkündet wurde und teilweise in Kraft trat.

Betrachten wir einen weiteren Fall.

Ecuador

Ein strenger nationaler Lockdown wurde in Ecuador am 16. März erlassen und trat am 17. März in Kraft. Die Provinz Guayas, zu der Ecuadors bevölkerungsreichste Stadt gehört, hatte die höchste Gesamtsterblichkeitsrate zu beklagen. Hier ist die Mortalitätskurve — aus der Financial Times — dieser Region:

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Und hier eine genauere Untersuchung:

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Quelle: Twitter

Wie bei allen anderen Fällen, die wir hier untersucht haben — und wie bei allen Ländern und Städten, für die wir über gute Mortalitätsdaten verfügen —, gab es eine signifikante Zunahme der Sterblichkeit erst nachdem der Lockdown begann.

Das alles führt uns zu den folgenden Fragen, die ich all jenen stelle, die noch immer den Einsatz von Lockdowns verteidigen als effektives Mittel, Übersterblichkeit zu verhindern.

Frage: Warum gab es in keinem Land, für das wir über gute Daten verfügen, vor dem jeweiligen Lockdown eine signifikante Zunahme der Gesamtsterblichkeit?

Frage: Warum existiert eine präzise und genaue Korrelation zwischen dem Beginn der Lockdowns und signifikant steigender Gesamtsterblichkeit?

Oder:

Frage: Wie ist es erklärbar, dass Regierungen in sämtlichen Ländern den Lockdown zum exakt gleichen Zeitpunkt relativ zum bevorstehenden steilen Anstieg der Gesamtsterblichkeit ihrer Bevölkerungen verhängten?

Und:

Frage: Wie kommt es darüber hinaus, dass dieser Zeitpunkt ausgerechnet unmittelbar vor der sprunghaften Zunahme lag?

Die meisten Versuche, diese Fragen zu beantworten, würden wohl auf der Behauptung beruhen, dass die Autoritäten in jedem Land irgendeine Vorstellung von der tatsächlichen Prävalenz des Virus zu Beginn der Pandemie hatten. Wir wissen aber inzwischen, dass dies wirklich nicht der Fall war. In den ersten Wochen und Monaten des Jahres 2020 fanden Tests nur in sehr begrenztem Umfang statt. Dies beruhte zum Teil auf der Annahme, dass das Virus noch nicht sehr weit verbreitet sei. Als dann das Testen systematisch ausgeweitet wurde, wuchs die Zahl der positiven Testergebnisse, und man glaubte, dieser Anstieg korrespondiere mit der tatsächlichen Ausbreitung des Virus‘.

Inzwischen haben posthume Tests gezeigt, dass das Virus Wochen oder sogar Monate, bevor es erstmals aufgespürt wurde, in vielen Ländern zirkulierte — und tötete.

Andere Forscher kommen zum selben Schluss: Die Prävalenz des Virus wurde zu Beginn der Pandemie massiv unterschätzt.

Was uns zu unserer letzten Frage führt:

Frage: Warum hat, wenn die Gesundheitsbehörden die Prävalenz des Virus zu Beginn der Pandemie massiv unterschätzten, das Virus dennoch gewartet, bis die Lockdowns verhängt waren, um dann plötzlich, in einem Maße, das die normale Sterblichkeit übertraf, zu töten?


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien unter dem Titel „Questions for lockdown apologists“ zuerst auf Medium. Er wurde von Thorsten Schewe vom ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzungsteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratteam lektoriert.

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