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Der Artikel, den ich vor wenigen Tagen über die Geschehnisse rund um die Wagner-Gruppe geschrieben habe, wird hier im Interview mit AUF1 (oben) durch die Einschätzung des Militärhistorikers und Experten Peter Feist bestätigt.
Meine Einschätzung, was die Zukunft der Wagner-Gruppe betrifft ist, dass man ersteinmal Gras über die Sache wachsen lässt. Die Truppe ist hocheffektiv und eine der Besten weltweit. Diesen Trumpf wird Präsident Putin nicht einfach wegwerfen, zumal die Kämpfer wirklich Patrioten sind. Es wäre ja denkbar, dass man nach einer gewissen Frist, aus der Truppe eine Spezialeinheit formt, ähnlich wie die GSG9, die direkt dem Präsidenten untersteht. 25.000 Elitekämpfer sind ein Pfund, mit dem ein Präsident wuchern kann.
Der weißrussische Präsident Lukaschenko erzählte ja freimütig vor der Kamera und vor hohen Militärs in der ersten Publikumsreihe, er habe Putin abgeraten davon, Prigoschin „abzumurksen“. Das ist schon ziemlich verwunderlich. Zuersteinmal – falls das so stimmt – dürfte Präsident Putin davon nicht angetan sein, vor der Weltöffentlichkeit als potenzieller Meuchelmörder dargestellt zu werden. Zum Zweiten wäre das eben nicht so einfach, Prigoschin „abzumurksen“, denn er ist von Tausenden Elitekämpfern geschützt. Das wusste Lukaschenko auch und meinte, dann würde es eben beim zweiten oder dritten Mal klappen.
Man kann natürlich darüber nachdenken, ob der weißrussische Präsident das mit der Absicht gesagt hat, um einen Mord an Prigoschin zu verhindern, da nach dieser Ansprache jeder wüsste, wer den aufständischen Wagner-Anführer zur Strecke gebracht hat. Oder sogar diese Aussage abgesprochen hat, um der Welt zu vermitteln, dass Putin und Prigoschin tatsächlich Feinde geworden sind – und Prigoschin mit seinen Leuten wirklich zu einem geheimen Zweck (Einmarsch nach Kiew?) in Weißrussland stationiert werden. Möglich ist in dieser Situation fast alles.
AUF1 erörtert hier aus Sicht von Peter Feist und Hansjörg Müller die Lage. Sehr interessant.
Prigoschin-Putsch, Machtkampf in Moskau oder Putins geheimer Schlag gegen die inneren Feinde? Auch vier Tage nach dem Marsch der „Wagner-Truppen“ bleiben die Ereignisse undurchsichtig. Doch wer ist jener Jewgeni Prigoschin – der aus der sowjetischen Mafia kam und zum Vater einer Schattenarmee wurde? Welche Rolle spielt ein Genickschuss vor 85 Jahre, der als ewiger Konflikt über russischer Armee und Geheimdienst schwebt? Und warum schweißt auch der mystische Glaube der Rodinisten die „Wagner-Kämpfer“ zusammen? Diese und andere Fragen sind Thema in „Berlin Mitte AUF1“ für den Militärhistoriker Peter Feist und, zugeschaltet aus Moskau, den Korrespondenten Hansjörg Müller.
(Berichtigung: Bei der in der Sendung „Blackrock“ genannten US-Söldnertruppe handelt es sich um die Privatarmee „Blackwater“.)