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von Niki Vogt
Zur Zeit geht der Hashtag #ALDIBOYKOTT viral. Aldi Nord hat einen Account auf „X“ (vormals Twitter). Ein X-User namens „Marcel“ hatte ein Werbefoto für Outdoor-Jacken retweetet. Darauf sieht man eine weiße Frau beim Waldspaziergang und hinter ihr einen freundlich lächelnden sympathisch aussehenden Schwarzen, die beiden sollen offensichtlich ein Paar darstellen (Bild hier). Natürlich soll und kann sich jeder seinen Herzens-Partner aussuchen, aber was hat das mit Aldi zu tun? Das fragte sich auch „Marcel“ und twitterte „Was will uns diese Werbung von @ALDINord_Presse vermitteln? Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“ Eine völlig offene Frage, die auf verschiedene Weise beantwortet werden kann. Aldi beantwortete sie mit einer Blockade.
Aldi Nord hätte ja einfach freundlich antworten können „warum denn nicht?“, oder „stört Sie das?“ oder dass man damit eigentlich gar keine Botschaft vermitteln will, oder dass seinen Beitrag zur Verständigung aller Menschen miteinander bekunden wollte und gerne mit den Kunden in eine Kommunikation dazu tritt und sich für die Meinung der Kundschaft interessiert. Aber nein.
Massenhafte Blockierungen – Warum so eine völlige Überreaktion von Aldi Nord?
Nochmal: Der Stein des Anstoßes war der Tweet: „Was will uns diese Werbung von @ALDINord_Presse vermitteln? Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“ Was daran rassistisch ist, ist nur die Interpretation von Aldi Nord. Das ist weder Hetze noch Hass noch offen rassistisch, sondern eine Frage.
Aldi Nord scheint nur darauf gewartet zu haben, dass irgendwer mutmaßlich kritisch darauf reagiert, um mit – Tadaaa!!! – als neuer Player im Woke-Theater die Bühne zu betreten.
Erste Maßnahme: Aldi blockierte sofort den User „Marcel“. Aber nicht nur das, auch andere Nutzer, die gar nicht auf Aldis Account gepostet haben, sondern auch die, die einfach unter Kontaktschuld in Sippenhaft genommen wurde. Ein Kommentar des Nutzers „Freiheitund Identität“ dazu:
Guck mal Mama ich bin in der Zeitung 🤩
Vielen Dank Herr Reitschuster. pic.twitter.com/5RXWScQChQ
— Freiheit und Identität (@niewiederkrie) October 26, 2023
Blocklisten und Sippenhaft?
Anfangs wurden offenbar Nutzer geblockt, die Tweets auf dem Aldi-Account veröffentlichten, die man dort als Hass/Hetze/Rassismus empfand. Dann aber auch solche User, die nachweislich überhaupt nicht rechts oder rassistisch waren, sich ausdrücklich von Hass/Hetze/Rassismus distanziertenund zur Rechtsstaatlichkeit und gegen Faschismus bekannten, aber eben zur Rede- und Meinungsfreiheit auf „X“ (Twitter). In ihrem Wahn blockierte die Firmenführung sogar Journalisten wie Tim Röhn von der „Welt“ (gehört zu Axel Springer) oder der Arzt und frühere Gesundheitsamtsleiter Dr. Friedrich Pürner. Die Geblockten sahen das locker:
Während Journalist Röhn süffisant schreibt: „Die Recherche hat doch noch gar nicht richtig angefangen“, teilt Friedrich Pürner ironisch mit: „Oha. Was ist da los? Das ist jetzt echt schade. Die Hafermilch von Aldi mochte ich echt gerne.“
Aldi Nord sperrte gleich mal einewegs alle Follower dieses Accounts. Alles Nazis, Batsch! Fertig. Das machte natürlich schnell die Runde und zornige User machten ihrem Unmut auf dem Aldi-Account Luft. Der Hashtag #ALDIBOYKOTT wurde zum Entrüstungssturm.
Warum geht Aldi Nord überhaupt davon aus, dass es Rassismus sei?
Denn nicht ganz zu Unrecht ist die Reaktion von Aldi Nord, dass es sich bei der objektiv völlig offenen Frage ja um Rassismus handeln muss, ein Hinweis darauf, dass sie selbst ja diese dargestellte Situation als bivalent erkennen und dennoch so interpretierbar dargestellt haben: Die weiße Frau im Wald und ein Schwarzer Mann hinter ihr … Möglichkeit eins, ein Paar auf Waldspaziergang. Möglichkeit zwei: Der schwarze Mann verfolgt und bedrängt die weiße Frau, die jetzt allein im Wald ist. Also war die Frage des Users wohl nicht so ganz daneben. Vielleicht hat ER ja bei Aldi Rassismus vermutet?
Und dann geriert Aldi Nord sich noch als Opfer …
Auftritt als Vorzeige-Gutmenschen schon geplant hat. Auf der Stelle sonderte man die vorgeschriebenen Worthülsen ab. Und stilisierte sich zum Opfer. Unter der Überschrift „Stellungnahme in eigener Sache: Blockierte „X“ Konten nach Rassismusvorfall zu unserem Werbeprospekt“ (das ist schon rein sprachlich Murks) schreibt ALDI:
„Seit Kurzem erhalten wir unter einem ALDI Nord Posting auf X (ehemals Twitter) zahlreiche Kommentare und Erwähnungen, die sich auf die Darstellung unserer Models im aktuellen Prospekt der Kalenderwoche 44 beziehen. Die Tonalität der Äußerungen ist fast ausschließlich diskriminierend und teilweise rassistisch. Solche Kommentare akzeptieren wir nicht und verurteilen sie auf das Schärfste.
Da seitens der Plattformbetreiber nicht ausreichend gegen solche sogenannte Hate Speech vorgegangen wird, haben wir entschieden, selbst aktiv zu werden. Im Rahmen einer „Blockchain“ haben wir das Profil, auf dem der fremdenfeindliche Post initial veröffentlicht wurde, seitens ALDI Nord blockiert. Ebenso alle Profile, die diesem Konto folgen. Sogenannte „Blocklisten“ kamen hierbei nicht zum Einsatz. Sollten wir dabei Userinnen und User geblockt haben, die dieses Gedankengut nicht teilen, bedauern wir das sehr und entsperren diese Konten selbstverständlich wieder.
Für konstruktiven Austausch und Kritik in unseren Medien sind wir im Rahmen eines demokratischen Diskurses jederzeit bereit. Dieser endet jedoch, wenn die Würde anderer Menschen verletzt und diese durch Hetze beleidigt werden. Bei uns wird jede Form der Diskriminierung abgelehnt. Beiträge, deren Inhalte Straftatbestände erfüllen (wie z.B. Beleidigung oder Volksverhetzung), bringen wir daher auch zur Anzeige.
Bei ALDI Nord heißen wir alle Menschen herzlich willkommen, gleich welchen Geschlechts, Geschlechtsidentität, Alters, Religion, sozialer, ethnischer oder nationalen Herkunft, Behinderung, Staatsangehörigkeit, sexueller Orientierung oder anderen Kriterien und persönlichen Eigenschaften. Wir stehen für Vielfalt und Toleranz, das spiegelt sich nicht nur in unserer Kundschaft, sondern auch in unseren Mitarbeitenden.
Bis auf Weiteres haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion unter unseren Beiträgen einzuschränken.
… und erntet Kritik und Spott sogar im geblockten Promi-Milieu
Diese Vorgehensweise, einfach massenhaft User zu blocken, ohne dass diese sich überhaupt auf dem Aldi-Account gemeldet hatten oder irgendetwas Anstößiges getweetet hatten, stößt auch bei Prominenten auf Entrüstung:
Der Regisseur und Autor Tom Bohn kritisiert Aldi in diesem Zusammenhang nun scharf. Er schreibt: „Wer Menschen nur aufgrund von Listen in den sozialen Medien blockt, sie aber als Kunden weiterhin willkommen heißt, handelt verlogen. Klare Ansage, bitte Aldi-Nord: Wenn alles wollen Sie zukünftig nicht mehr in Ihren Läden sehen?“
Wer Menschen nur aufgrund von Listen in den sozialen Medien blockt, sie aber als Kunden weiterhin willkommen heißt, handelt verlogen.
Klare Ansage, bitte #Aldi-Nord:
Wenn alles wollen Sie zukünftig nicht mehr in Ihren Läden sehen? pic.twitter.com/hBOL5xqGTJ— Tom Bohn (@realTomBohn) October 26, 2023
Aldi Nord heißt eben nicht alle Menschen willkommen, sondern nur die, die woke und politisch korrekt sind. Und wenn Aldi die Plattform „X“ nicht mag, weil die als eine der wenigen Plattformen NICHT ZENSIERT, zwingt niemand Aldi dazu, dort zu posten. Es gibt immer weniger Bereiche in denen sich immer größere Teile der Bürger straffrei äußern dürfen. Immerhin hat die AfD etwa 20 Prozent der Wähler hinter sich und es gibt noch sehr viel mehr Menschen in Europa, die diesen Wokismus bis obenhin satt hat. Eine echte Demokratie hat das zu respektieren. Aldi Nord ist natürlich ein privatwirtschaftliches Unternehmen und kann sich positionieren, wie es will. Wir haben – auf dem brüchigen und von den Wokisten durchlöcherten Papier des Grundgesetzes noch Reste von Meinungsfreiheit. Akzeptiert.
Nur bedeutet Meinungsfreiheit eben gerade nicht die Zensur anderer Meinungen. Die Freiheit von Meinungen und Überzeugungen endet da, wo die Unfreiheit der anderen beginnt. Aber ob Aldi auch so standfest ist, und einen Verlust an Kundschaft von ca. 20 Prozent für sein Tugendgewedel akzeptiert? Das könnte sich zu einem Unmsatzrückgang in desaströsem Ausmaß entwickeln. Eine schmerzhafte Lektion, die auch die US-amerikanische Biermarke „Budweiser Light“ einstecken musste.