Sind eigentlich 70% der Intensivpatienten Geimpfte? Zahlentrickserei beim RKI?

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Covid-Patienten im Immam-Khomeini Krankenhaus in Teheran, Bildautor: Mohsen Atayi, Bildquelle: WIkimedia Commons, Bildlizenz: CC BY 4.0

von Niki Vogt

Die ARD behauptete, es seien mehr als 99% der Covid-Patienten in den Kliniken Ungeimpfte. Man hat sogar eine richtig schöne graphische Darstellung gemacht, um die Ungeimpften das Grausen zu lehren und den Geimpften das behagliche Gefühl der rechtschaffenen Sicherheit zu geben. Und auch das statistische Bundesamt veröffentlichte eine eindrückliche Grafik – und zwar auf den Zahlen des RKI beruhend:

Nun, das sollte ja dann auch eigentlich valide sein, denkt man, denn das RKI wird von Steuergeldern bezahlt und sollte dann wohl der Goldstandard der Datenlage sein. Das RKI nimmt seine Aufgabe auch emsig ernst und versorgt uns wöchentlich mit donnerstäglichen  Wochenberichten rund um Covid-19 sowie monatlichen Inzidenzberichten der „hospitalisierten COVID-19-Fälle nach Impfstatus“.  Auf der letzten Seite des Berichts von Anfang September findet man folgende Grafik, in der für zwei Altersgruppen (18 – 59 und 60+) die Fälle von Covidkranken in den Kliniken in Abhängigkeit ihres Impfstatus‘ eingetragen sind:

Hier sieht es wirklich ganz so aus, als seien tatsächlich die Ungeimpften in der weitaus größten Mehrzahl. Wie valide sind aber die Zahlen des RKI? Woher kommen sie? 

Auf das Kleingedruckte achten!

Zu dieser Grafik gibt es folgende Informationen, die die Seite Corona-blog aufgearbeitet und erklärt hat, dafür vielen Dank, das ist ein Augenöffner!

  • Als vollständig geimpft gelten nur Personen, bei denen die letzte Impfdosis mindestens 14 Tage vor Erkrankungsbeginn lag. Sprich: Wer den „Piks“ bekommt und innerhalb von 2 Wochen auf die Intensivstation muss, der gilt für das RKI als „teilweise geimpft“ und fließt in keine der beiden Gruppen ein.
  • Als ungeimpft gelten lediglich Personen, die noch keinen einzigen „Piks“ bekommen haben.
  • Die Anzahl der Personen mit stationärem Krankenhausaufenthalt in den Gruppen „vollständig geimpft“ und „ungeimpft“ ergab sich aus den Fallmeldungen über positive PCR-Tests, bei denen folgende Kriterien erfüllt sein mussten:
    1. Der Impfstatus musste vollständig erschlossen werden können (in die oben beschriebene Zuteilung in „vollständig geimpft“ und „ungeimpft“). Dies war bei 81% der Meldungen (8.903 von 10.957) der Fall.
    2. Auf dem Test musste angegeben sein, dass die Person hospitalisiert ist.
  • Die Referenzanzahl der Personen in der jeweiligen Altersgruppe, die vollständig geimpft waren, ergab sich aus dem Impfquotenmonitoring in Verbindung mit den Daten über die Bevölkerungsanzahl.
  • Die Referenzanzahl der Personen, die ungeimpft war, ergab sich als Differenz der Bevölkerungsanzahl und der Personen, mit mindestens einer Impfung aus dem Impfquotenmonitoring.

Mit all diesen Dingen gewappnet kann man dann die Hospitalisierungsraten pro 100.000 Einwohner in der jeweiligen Alters- und Impfstatusgruppe berechnen, was man auf der Seite auch genau nachvollziehen kann. 

 

 

Plötzlich tun sich große Grauzonen auf?

Die Kritikpunkte, die Corona-Blog dazu anzubringen hat, lauten:

  • Nur in 81% der Fallmeldungen an das RKI war eine Zuordnung des Impfstatus möglich. Sprich: in 2.054 Fällen (19%) war der Impfstatus auf dem PCR Test gar nicht erst erfasst. Eine nicht unerhebliche Fallanzahl, die komplett „außen vor“ ist.
  • Bei den 8.903 Fällen, bei denen der Impfstatus erfasst werden konnte, wird nicht angegeben, wie viele dieser Fälle denn in die Gruppe „vollständig geimpft“ und „ungeimpft“ fielen. Sprich: Es kann gut sein, dass die Personen mit nur einer Impfung (oder unvollständigem Impfschutz nach Zweitimpfung) sehr viele Fälle ausmachen. Diese Fälle werden aber wiederum in der Statistik des RKI nicht erfasst. Hier wäre eine Angabe über die Anzahl der wirklich „verwertbaren“ Fälle in jeder Alters- und Impfstatusgruppe sinnvoll und würde enorm zur Transparenz beitragen.

Es werden lediglich PCR-Tests herangezogen. Sprich: Ist eine Person wegen irgendeiner Krankheit stationär in Behandlung und macht dort einen PCR-Test, dann taucht sie in der Statistik auf. Auch, wenn sie asymptomatisch ist und keinerlei „Covid Symptome“ aufweist. Dies ist insbesondere ein Problem, als dass in zahlreichen Krankenhäusern nur ungeimpfte solche PCR-Tests machen müssen. Das heißt, die Chance, asymptomatische Ungeimpfte durch die „Testerei“ zu finden, ist dramatisch höher. Dies belegt zum Beispiel das Klinikum

  • Die Rohdaten sind nicht überprüfbar – ein transparenterer Umgang wäre hier wünschenswert. Wir würden die Grafik des RKI gerne selbst rekonstruieren. Transparenz in Wissenschaft und Forschung sollte selbstverständlich sein. Erst daraus kann Reproduzierbarkeit folgen. Bei einem Etat von 108.000.000 € (aus Steuergeldern) ist dies sicherlich nicht zu viel verlangt.
Fazit

Ganze 19% der Meldungen konnten für die Analyse des RKI gar nicht herangezogen werden, weil die Meldungen unvollständig waren. Die am Ende nutzbaren Meldungen für die Statistik werden vom RKI verheimlicht und nicht veröffentlicht. Durch das Beziehen der Daten ausschließlich auf PCR-Tests sollte jedem klar sein, dass bei den aktuell fast überall geltenden „Testbefreiungen für Geimpfte“ die Inzidenz unter den Ungeimpften in allen Bereichen, in denen getestet wird, höher ist. 

Nur bei 34 % der Coronatoten ist der Impfstatus bekannt?

Auf den Intensivstationen ist also nur von 42 Prozent der Patienten der Impfstatus bekannt? Und das reicht aus, um Panik vor einer Pandemie der Ungeimpften zu schüren?

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An vielen Orten – und vor allem in Krankenhäusern gilt 2G. Bedeutet: Die Leute müssen ihren Impfstatus nachweisen, sogar Besucher. Das muss sofort beim Eingang vorgelegt werden, sonst kommt man überhaupt nicht hinein, auch nicht als Angehöriger. Keine Maus kommt da ohne 2G hinein. In manchen Kliniken kommen sogar nur vollständig Geimpfte hinein.

Und dann sollen wir glauben, dass die Kliniken den Impfstatus von fast 60 Prozent der Patienten nicht kennen? Aber sofort dann, wenn sie verstorben sind?

Mit diesem „unbekannten Impfstatus“ lässt sich gut das gewünschte Bild zeichnen. Laut RKI selbst wurden bis zum 23.09.2021 in den Berichten Personen mit unbekanntem Impfstatus als „ungeimpft definiert“. Das lässt die Anzahl an „Impfdurchbrüchen“ enorm schrumpfen. Seit dem Wochenbericht vom 30.09.2021 werden nun nur noch Patienten mit klarem Impfstatus zur Berechnung der Impfdurchbrüche erfasst.

Der ausgezeichnete Blog tkp in seinem Beitrag Pandemien der Impfdurchbrüche und der Intensivstationen – wie sich das RKI und die Krankenhäuser die Corona-Welt zurechtbasteln“ schreibt nach Auswertung verschiedener offizieller Statistiken, unter anderem denen, des RKI:

„Aber bei der Einweisung auf die Intensivstation gibt es einen Erklärungsnotstand: lt. RKI ist lediglich in 946 Fällen den Impfstatus bekannt, d.h. trotz intensiver Betreuung weiß das Krankenhaus in rd. 55% aller Fälle nichts über den Impfstatus der Patienten??

Im Todesfall kennt man nur von rd. 34 % aller Fälle den Impfstatus? In 66 % aller Fälle ist dieser unbekannt? Fragen die den Totenschein ausfüllenden Ärzte nicht nach??

Warum berichten Politiker, Ärzte von Intensivstationen und die öffentlich-rechtlichen Medien immer wieder, dass auf den Intensiv-Stationen fast nur „Ungeimpfte“ liegen? Warum spricht man von einer „Pandemie der Ungeimpften“, wenn bei den Erkrankten und Verstorbenen in mehr als der Hälfte aller Fälle nicht einmal den Impfstatus bekannt ist?“

Der Corona-Blog geht ebenfalls sehr gründlich und gewissenhaft vor und kommt nach Auswertung aller brauchbaren, offiziellen Statistiken zu dem Ergebnis:

„Von lediglich 42% der Corona Fälle, die so schwer erkrankt sind, dass sie (laut RKI) wegen Corona auf der Intensivstation liegen, kennt das RKI den Impfstatus.“

Dann gehen die Leute vom Corona-Blog einfach mal davon aus, dass die Patienten mit unbekanntem Impfstatus schlicht geimpft waren. Das ist nicht abwegig, denn wir wissen ja, dass man offiziell bis zwei Wochen nach der zweiten Impfung dann als ungeimpft gilt, wenn in dieser Zeit eine Covid-Infektion auftritt. Damit könnte das RKI tatsächlich argumentieren: Diese Patienten haben zwar die zweite Impfung, gelten aber, dadurch, dass sie innerhalb der Zwei-Wochen-Frist infiziert wurden, offiziell als ungeimpft – und sind daher in einem „ungeklärten Impfstatus“:

Definition wahrscheinlicher Impfdurchbruch:
Ein wahrscheinlicher Impfdurchbruch ist definiert als SARS-CoV-2-Infektion mit klinischer Symptomatik, die bei einer vollständig geimpften Person mittels PCR oder Erregerisolierung diagnostiziert wurde. Ein vollständiger Impfschutz wird angenommen, wenn nach einer abgeschlossenen Impfserie (2 Dosen Comirnaty (BioNTech/Pfizer), Spikevax (Moderna), Vaxzevria (AstraZeneca) bzw. 1 Dosis Janssen (Johnson & Johnson)) mindestens zwei Wochen vergangen sind.

RKI Wochenbericht vom 04.11.2021, S. 20

Und da sehr viele Covid-Infektionen genau in der Zeit stattfinden, ist das nicht nur theoretisch richtig, sondern auch sehr schlau. Denn damit kann man einen sehr großen Teil der Infizierten und Kranken trotz doppelter Impfung den Ungeimpften in die Schuhe schieben – und voilá! Da haben wir die Pandemie der Ungeimpften!

Indem man das mal durchrechnet, kommt man auf einen Anteil von 70 Prozent an Impfdurchbrüchen. 

Und was ist mit den Covid-Toten?

Demokratie in Gefahr (Softcover)Wieviele Covid-Patienten mit welchem Impfstatus auf den Intensivstationen verstorben sind, ist ebenfalls nicht klar aus den Statistiken des RKI erkennbar. Es ist unklar, was genau unter einem „verstorbenen Covid-19-Fall“ zu verstehen ist. Sind das nur die auf den Intensivstationen Verstorbenen? Oder zählen darunter auch Covid-Infizierte, die daheim oder in Altenheimen gestorben sind? Und ist deren Impfstatus bekannt? Und werden auch aus dem Ausland eingeflogene, in Deutschlands Intensivstationen behandelte Covid-Patienten in den Todesstatistiken erfasst? Das wird nirgends definiert.

Es bleibt unter dem Strich festzuhalten, dass die Behauptung der „Pandemie der Ungeimpften“ mit nichts belegt werden kann. Dass wir belogen und zum Narren gehalten werden, ist schon klar und unwiderlegbar bewiesen worden.

Sollte es so sein, dass eine genaue Erfassung der Impfstati nicht möglich ist, dass auch die Zuordnung der Coronatoten nicht nach Impfstatus nachvollzogen werden kann, dann ist das zwar bedenklich – aber zumindest sollte dann nicht ein solches Ammenmärchen in die Welt gesetzt und eine ganze Gruppe der Bevölkerung dermaßen mit Beschuldigungen und Diskriminierungen überzogen werden.

Dieser Beitrag erschien in seiner ursprünglichen Fassung auf der Webseite DieUnbestechlichen.com