Niki Vogt auf Telegram folgen
von Niki Vogt
So schnell ändert sich der Ton: Im September 2017 pumpte die Presse eine Mücke zum Elefanten auf, der dann schlussendlich peinlicherweise platzte: Ein paar Prepper waren – im Zusammenhang mit dem ominösen Franco A. – ins Visier der Polizei geraten. Es waren vollkommen unschuldige Leute, denen da in den frühen Morgenstunden des 28. August 2017 die Haustüre eingetreten wurde, Spürhunde und Blendgranaten zum Einsatz kamen und das Haus auf links gedreht wurde. Die Presse kreischte hysterisch von einer Todesliste, die aber nie gefunden wurde. Gegen die Verdächtigen lag de facto nichts, aber auch gar nichts vor. Und weil es nichts gab, ritt die Presse darauf herum, dass die Männer irgendwie Rechte oder Reichsbürger seien, weil Vorräte im Keller und einige (legal und berechtigt) eine Waffe hatten.
Das Wort „Prepper“ avancierte zum Unwort und wurde seitdem zum Indiz für eine stramm rechte Gesinnung, wenn nicht gar Nazi. Dabei ist das ein Wort, das sich aus dem Amerikanischen herleitet. „Prepper“ heißt dort nichts anderes, als „to be prepared“, also: „vorbereitet sein“. Schon während des ersten Lockdowns verwandelte sich Europa teilweise in eine Bevölkerung der Prepper. Man kaufte plötzlich Vorräte, Klopapier, Batterien, Nudeln, Hefe, Mehl, Zucker usw., was die Regale noch boten, da man ja nicht wusste, ob nicht auch noch die Supermärkte geschlossen werden würden. „Unsolidarische Hamsterei!“ wetterten die Öffentlich-Rechtlichen. Leere Regale? Wieder alles nur Verschwörungstheorien. Lebensmittel horten? Das machen nur Rechtsradikale. Alles eine einzige Drecks- Nazibande: Querdenker, Verschwörungstheoretiker, Faschisten, Neonazis, Waffennarren, Rassisten, Prepper und die AfD.
Dabei hat der Staat selbst eine höchst verdächtige Prepper-Organisation, das „Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe“, und preppert mit einer nationalen Zivilen Notfallreserve als Teil des Zivilschutzes. Es gibt auch eine Broschüre des Bundesamtes, die nicht nur dem Bürger das Preppern mit Notvorräten empfiehlt, sondern sogar Heftchen mit Listen an die Hand gibt, was man an Lebensmitteln, Wundversorgung und Medikamenten usw. einlagern sollte, und darüber hinaus auch Ratschläge für richtiges Handeln in Notsituationen erteilt. Sehr obskur …
Nicht nur das: 2011 veröffentlichte der Deutsche Bundestag einen Bericht über die „Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften – am Beispiel eines großräumigen und langandauernden Ausfalls der Stromversorgung“. (Ich empfehle Ihnen dringend, diesen Bericht einmal aufmerksam durchzulesen. Sie werden staunen, was uns da alles bevorstehen könnte.)
Im Pandemiejahr 2020 gab das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BBK) eine Broschüre heraus, in der ab Seite 34 ein Notfallkochbuch vorgestellt wird, was dem Bundesbürger ans Herz gelegt wird. „Nahrhaft kochen ohne Strom“. Kann man noch deutlicher werden, was uns bevorsteht? Und was lasen wir in der Broschüre?
„Laut zweier Umfragen im Rahmen des Projektes ‚Neue Strategien der Ernährungsnotfallvorsorge‘ (…) waren weniger als ein Viertel der Befragten in der Lage, den damals noch auf 14 Tage festgesetzten Maximalzeitraum mit eigenen Vorräten zu überbrücken. Lediglich 41% hielten für eine Woche durch (…). Die Gründe für die mangelnde Umsetzung der behördlichen Empfehlungen sahen die Forscher der Studie einerseits in der geringen wahrgenommenen Eintrittswahrscheinlichkeit einer Ernährungsnotsituation – bei gleichwohl hohem Respekt vor deren Auswirkungen. Andererseits sei die geringe Verbreitung der behördlichen Empfehlungen selbst eine der Ursachen: Lediglich 8% der Befragten gaben an, die behördlichen Informationsangebote überhaupt zu kennen.
Da es seit Ende der Nachkriegszeit in Deutschland keine größeren Bedrohungen mehr für die Lebensmittelversorgung gegeben hat, scheint das Thema Notvorrat an den Rand des gesellschaftlichen Diskurses gedrängt worden zu sein.“
Nunja, aber wenn man wirklich diese Warnungen ernst nimmt – und angesichts der mehrfachen Lockdowns, der Pandemie-Beschränkungen, der Bad Neuenahrer Flutkastastrophe, der kommenden, flächendeckenden Blackouts und Brownouts, des Wegfalls des Erdgases und eiskalter Wohnungen, der allenthalben brechenden Lieferketten – und, nicht zu vergessen! Dem von Außenminister Barbock als durchaus denkbare Möglichkeit in Aussicht gestellten Atomkrieg mit Russland – wenn man das alles betrachtet und sich vorbereitet, also … „preppert“, tritt uns dann nicht ein Sonderkommando die Türe ein, schmeißt mit Blendgranaten um sich und hält einem die Mündung einer Maschinenpistole unter die Nase?
Sieh einer an, jetzt bemüht man sich in den Öffentlich-Rechtlichen, dem Volk das Preppern schmackhaft zu machen. Nicht, ohne sich zu winden, wie ein Wurm an der Angel. Wie schafft man jetzt die befohlene Wende? Gestern waren Prepper noch Verschwörungstheoretiker und Nazis, jetzt soll man allen Bürgern das Preppern empfehlen? Schwupp! Wir drehen das Fähnchen in den neuen Wind!
Das geht so: Man distanziert sich eingangs ein bisschen von der eigenen Hetze und verniedlicht sie. Der „mdr“ macht den publizistischen Doppelaxel vor:
„Vorräte lagern, Überlebenstechniken trainieren, Fluchtwege planen – sogenannte Prepper bereiten sich auf Ausnahmesituationen vor. Lange wurden sie belächelt, manche aufgrund ihrer extremen politischen Einstellungen gefürchtet. Doch nach Hochwasser, Corona-Pandemie oder Ukraine Krieg überlegen sich immer mehr Menschen, ob sie auf Katastrophen nicht vorbereitet sein sollten.“
Nein, liebe Öffentlich-Rechtlichen, die Prepper wurden nicht belächelt, sondern diffamiert, verfolgt und brutal schikaniert (siehe oben): Einen bewaffneten SEK-Überfall als „Belächeln“ zu apostrophieren, ist schon dreist oder schwärzester Sarkasmus. Dann verbreitet man im mdr ein bisschen Allgemeinplätzchen mit Verständnis für die armen Mitmenschen als Zuckerguss – Jaja, wir verstehen ja Eure Sorgen:
„Es sind Fragen, die in Deutschland bislang eigentlich keine Rolle spielen. Doch das jüngste Hochwasser, die Corona-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine bereiten vielen Menschen Sorgen. Immer mehr wollen auf einen Ernstfall, in dem es um das Überleben gehen könnte, vorbereitet sein. Dafür gibt es auch zwei englische Begriffe: Preppen und Survival.“
Völlig abwegig wird anschließend als Beispiel auf die Fernseh-Serie „7 vs. Wild“ verwiesen, in der sieben Männer sieben Tage mit sieben Gegenständen in der schwedischen Wildnis zurechtkommen müssen. Was hat das mit dem Erreichen eines gewissen Autarkiegrades für eine Familie über mehr oder weniger lange Zeit zu tun? Gar nichts. Das ist Abenteurertum und sicher aufregend für trainierte, kräftige, junge, allein agierende Männer, die mal wissen wollen, was sie packen können und wie hart sie sind (und wissen, dass sie jederzeit abbrechen können und ein Rettungsteam zur Hilfe kommt).
Aber in den Situationen, die auf uns Bürger und Familien zukommen, gibt es weder Kamerabegleitung noch ein Hubschrauber-Rettungsteam. Stattdessen ist im echten Leben und im wirklich ernsten Ernstfall die Idee, einfach in irgendeinen Wald zu fliehen die wohl dümmste Idee, auf die man kommen kann. Das ist nur dann sinnvoll, wenn man ein echt harter Brocken ist, absolut wehrhaft und ein klares, sowie reell erreichbares Ziel hat, wohin man geht, um dort sicher und geborgen und versorgt zu sein. Und wenn man bereit ist, alles zu essen, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Mit Familie in den Wald zu marschieren, ohne genau zu wissen wohin man will und wie man diese Strapaze mit heulenden Kindern und ungenügender Ausrüstung bewältigt – das ist komplett aussichtslos und hochgefährlich.
Dass die Redakteure vom mdr so überhaupt gar keine Vorstellung davon haben, was „preppern“ und echtes Survival bedeutet – vor allem in der Stadt – wird klar, als sie kurz einen „guten, lieben Prepper“ beschreiben, den die „MDR exactly“-Redaktion „dennoch gefunden“ hat.
Da ist Martin, der in einem zwei mal zwei Meter Schrank alles aufbewahrt hat:
Dosenfleisch, Öl, viele Konserven. Mit dem Vorrat kommen wir locker zwei Wochen aus. – Martin hat nicht nur Konserven gebunkert. Zu seiner Ausrüstung gehören auch Feuerstahl, Axt, Schlafsäcke, eine Powerbank mit Solarpaneel oder Funkgeräte. Er wolle im Falle einer Katastrophe ähnlich gut klarkommen, wie im Alltag und vorbereitet sein, um auch im Ernstfall seine Familie ernähren zu können. Denn als die Kinder kamen, dachte er: Was wäre, wenn wirklich mal was passiert? Etwa wenn Hochwasser oder Stromausfall sei oder Lieferketten unterbrochen wären. „Kann ich drei Tage überbrücken, bis die Krisenbehörden eben greifen und einen Plan haben, wie es weitergeht?“ Auch der Krieg bereite Martin und seiner Familie Sorgen. Das Preppen helfe ihm dabei, nachts ruhiger zu schlafen.
Süß. Drei Tage. Dann hat die Welt gefälligst wieder in Ordnung zu sein, das hat der Staat zu gewährleisten. Nein, lieber Martin, das wird sie nicht, Du wirst Dich da schon auf eine erheblich längere Zeit einrichten müssen. Schlafsäcke brauchst Du nur, wenn Du irgendwo draußen nächtigen musst. Das kannst Du aber mit Kindern vergessen. Da bleibst Du besser mit ihnen daheim. Powerbank mit Solarpaneel ist gut, damit kannst Du eine LED-Lampe und ein Radio betreiben. Funkgeräte sind dann gut, wenn Du entsprechende Kontakte hast. Aber wie machst Du die Konserven warm? Woher nimmst Du das wichtigste Nahrungsmittel: Wasser? Was hast Du als Toiletten-Ersatz? Mit der Axt kannst Du Feuerholz besorgen und Dich verteidigen, das ist gut. Aber hast Du einen Holz/Kohleofen? Oder einen Petroleumofen? Wenn Du und Deine Familie mehr als drei Tage frieren und kaltes Zeug aus dem Schrank essen, werdet ihr krank und depressiv.
Natürlich muss der mdr dann doch noch breit auf den angeblichen Rechtsextremismus in der Szene eingehen: Der erhobene Zeigefinger, der uns sagen soll: „Vorräte für eine Weile ist okay, jaja, das empfiehlt auch die Regierung – aber hüte Dich vor dem Virus des Querdenkens und des Rechtsextremismus. Übertreib es nicht. Mehr als für eine Woche Bevorratung … hmmm … das könnte schon auf bedenkliche politische Tendenzen hinweisen.“ Nur um dann doch verschämt zugeben zu müssen, dass es laut Experten überhaupt keine Erkenntnisse darüber gibt, wie viele unter den Preppern überhaupt rechtsextrem sind:
„Nach Schätzungen soll es in Deutschland bis zu 200.000 Prepper geben. Wie viele davon rechtsextrem sind, lässt sich aber nicht sagen, schreibt das thüringische Innenministerium: „Überschneidungen der Prepper-Szene mit rechten Gruppen gibt es vereinzelt. Die Übergänge zwischen Querdenkern, Reichsbürgern und Preppern sind teilweise fließend. Vor diesem Hintergrund ist es nicht möglich, seriöse Zahlenangaben über dieses Personenpotenzial zu machen.“
Also, mit anderen Worten: „Wir haben da einen Riesen-Popanz um die „Prepper“ aufgeblasen und ihnen ein rechtsradikales Image verpasst, obwohl es vielleicht möglicherweise nur vereinzelt Überschneidungen gibt und wir eigentlich gar nichts über sie wissen.“
Prepper fahren übrigens auch Auto. Und sie trinken auch Sprudel. Viele haben sogar Haustiere und Kinder. Sehr wahrscheinlich hören sie auch Radio und gehen einkaufen.
Also uffpasse!!! Wer Auto fährt, Sprudel trinkt, Haustiere und Kinder hat, einkaufen geht und Radio hört, ist schon als rechtsradikaler Prepper verdächtig und Nazi. Auch, wenn man keine seriösen Kenntnisse dazu hat.
Dieser Beitrag erschien in seiner Ersten Form zuerst auf der Webseite „DieUnbestechlichen.com„